unstgeschmack Die
Gesellschaft kann von Glück sagen, wenn die Übeltäter einfache Leute sind, ganz
und gar erfüllt von naheliegenden Bedürfnissen, und bei allern nur den Nutzen
vor Augen und keinen Kunstgeschmack haben. Sonst würden nämlich die Verbrechen
um des Kitzels und die Gewalttaten um des Vergnügens willen überhandnehmen ...
Aber auch das werden wir noch erleben. Bei den feinen Leuten regt sich schon
was Entsprechendes. Die Verbrecher werden bald auch
auf den Trichter kommen. Als vor kurzem ganz Chicago in Flammen stand und die
Bürger der Stadt sich ans rettende Seeufer warfen, sprach der mit ihnen geflüchtete
Bürgermeister in einer euphorischen Anwandlung erregten Hochmuts: ›Jetzt soll
mir einer kommen und sagen, Chicago sei nicht die Stadt der Städte.‹ Wen nimmt
es da wunder, wenn auch die amerikanischen Tramps sich nicht mehr wie früher
damit begnügen, Züge zum Entgleisen zu bringen, die Toten auszurauben
oder den Verletzten den Garaus zu machen, um sich an ihnen zu bereichern. Auch
die glauben jetzt, zu Höherem bestimmt zu sein; sie sprengen ganze Marktflecken
in die Luft, stecken die größten Städte in Brand. Einfach, weil sie so etwas
gerne mal erleben möchten, for the fun of the thing. - Georges Darien, Der Dieb. Frankfurt am Main 1889
(zuerst 1897)
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