unde, wählerischer  Riccetto nahm das Bein, das er gegen seine Brust gezogen hatte, herunter und streckte seine rechte Hand aus, mit der er die neue Bekanntschaft festhielt. Der Typ drückte ihm die Hand und lächelte dabei wie eine Gouvernante: »Erfreut«, sagte er und gab damit zu verstehen, daß er die Freude meinte, die er aus dieser Bekanntschaft zu ziehen beabsichtigte, wenn alles glatt verlaufen würde, und er ließ seinen Blick über den Freudenspender streifen, der dort seelenruhig vor ihm auf der Mauer saß, als wollte er jeden Augenblick anfangen zu singen.

»Sehnse mich ruhig an«, sagte Riccetto und beobachtete aufmerksam, wie die Augen dieses Typen immer größer wurden. Der Schwule tat, als fühlte er sich ertappt und müßte nun verlegen lächeln, mit einem Rest von Angriffslust im fahlen Mund, in dem sich seine Zunge schlangenhaft bewegte. Er legte sich eine Hand auf die Brust und zog sich den offenen Kragen nervös enger, was ein bißchen aussah, als wollte er sich vor der Feuchtigkeit der Nacht schützen, ein bißchen aber auch, als müßte er weiß Gott was schamvoll vor den Blicken dieser Kerle verbergen.

»Der würd dir ganz gut gefallen, was?« sagte Begalone.

»Mmmmmmh, würd er!« sagte der Schwule, wobei er mit einer Achsel zuckte und ziemlich gelangweilt tat.

Alduccio war drauf und dran, die Geduld zu verlieren, auch, weil er sich etwas vernachlässigt vorkam. »Wollnwer nu endlich abschieben?« sagte er.

»Wo willste 'n hin?« fragte der Schwule gedehnt.

»Gehnwer hier runter an 'n Fluß, macht schon«, sagte Alduccio. Sie befanden sich an der Ufermauer zwischen Ponte Sisto und Ponte Garibaldi.

»Du bist wohl nich ganz dicht, mein liebes Kind«, sagte der Schwule beleidigt.

»Jetz kommt schon«, insistierte Alduccio, »wir gehn de Treppe runter, dann unter de Brücke, und da wickelnwer die Sache ganz allgemein ab«.

»Nein nein nein nein nein«, sagte der Schwule, fuchtelte dabei mit einer Hand rum und schüttelte den Kopf. Seine Miene war absolut negativ.

»Wieso denn?« fragte Alduccio und erhitzte sich immer mehr. »Wo findste denn noch mal so 'ne gute Stelle wie hier? Schließlich wollnwer ja nich 'ne halbe Stunde hier verbringen. Zwei Minuten und ab durch die Mitte! Wir könn' ja so tun, als müßtenwer mal austreten, und wer soll uns 'n da unten schon auf 'n Sack haun?« Während er sprach, hatte der Schwule ihn bereits vergessen, und mit einem breiten Lächeln, daß man seine Zähne sehen konnte, blickte er mal in Riccettos Augen, mal auf Riccettos Paket. Doch kaum hatte Alduccio zu reden aufgehört, fiel er ihm wieder ein, und er entschied kurz und bündig, so, als wäre das ganze längst kein Thema mehr:

»Nee, da runter komm ich nich mit.«

Dann fing er wieder an zu lächeln und warf Riccetto schmachtende Blicke zu.

»Mannomann, bist du quallig«, sagte Riccetto zu ihm.   - (rag)

 

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