umpel
«Aber was ist mit Ihren Ressentiments, all den ärgerlichen, enervierenden Dingen,
die zu Ihrem Job gehören?»
Raymond nickte, stellte sich die Szene vor. «Okay,
ich komme also nach Hause, meine Frau fragt: ›Wie war's denn heute, Liebling?‹
Ich antworte: ›Ach, gar nicht so schlecht, Herzchen. Ich hab da was, woran ich
dich teilnehmen lassen möchte.‹»
Die Reporterin starrte ihn ein wenig gekränkt
an. «Ich hatte gehofft, Sie würden endlich einmal ernst bleiben.»
«Ich bin
ernst. Sie sind meine Frau. Sie sagen: ›Tag, Schatz. Gibt es was, an dem du
mich vielleicht teilnehmen lassen möchtest?) Und ich antworte: <O ja, Liebling,
ich muß dir erzählen, was ich heute über das Teilnehmen gelernt habe.‹»
Die
Reporterin war mißtrauisch, fragte aber: «Na schön — was?»
«Also, da ist eine junge Frau umgebracht worden», berichtete Raymond gewichtig.
«Todesursache Strangulation, Ersticken durch mechanischen Druck, Spuren von
Samenflüssigkeit in Mund, Vagina und Rektum...»
«Großer Gott!» stöhnte die Reporterin.
«Und heute haben wir nun mit zwei Verdächtigen gesprochen, und einer davon
will aussagen, wenn wir ihn nur wegen Totschlag vor Gericht stellen. Wir feilschen
ein bißchen, bieten ihm Mord zweiten Grades, und schließlich ist er einverstanden.
Eigentlich sei es ja sein Kumpel gewesen, der sie umgebracht habe. Sein Kumpel
sei gerade aus dem Knast gekommen und wahnsinnig geil. Sie hätten das Mädchen
in einer Bar kennengelernt, und dieser Kerl behauptet, sie hätte sich ihm an
den Hals geworfen. Also fahren sie mit ihr raus, ins Freie, und nachdem der
Geständige mit ihr fertig ist, läßt er den Kumpel auch mal ran.»
«Lieutenant...»
«Genau das hat er gesagt, er hätte seinen Kumpel auch mal rangelassen. Na
ja, und der Kumpel hat nicht mehr aufgehört. Einfach nicht mehr aufgehört. Um‘s
kurz zu machen, das Mädchen schreit, der Kumpel gerät in Panik und erwürgt sie,
damit sie still ist. Aber er ist nicht sicher, daß sie auch tot ist. Wenn sie
nun zu sich kommt und ihn identifiziert? Also nehmen sie so einen dicken Betonklotz,
mit dem ein Zaunpfahl verankert worden war — ungefähr einen Zentner schwer —,
heben ihn hoch und lassen ihn auf das Gesicht des Mädchens fallen. Heben ihn
hoch, lassen ihn fallen.»
Die Reporterin langte nach ihrer riesigen Sacktasche.
«Heben ihn hoch, lassen ihn fallen. Als wir sie fanden, dachten
wir, ein Sattelschlepper hätte sie überfahren. Ich meine, es war unvorstellbar,
daß das ein Mädchengesicht sein sollte.»
«Ich
finde Sie nicht ein bißchen komisch.»
«Nein, komisch ist das gewiß nicht.
Aber dann sagte der Kerl in einem Geständnis...»
Die Reporterin verließ den
Tisch.
«Er sagte: ‹Das hat man nun davon, wenn man ein netter Mensch
ist und sein Mädchen mit einem Kumpel teilt.›» - Elmore Leonard, High Noon
in Detroit. Reinbek bei Hamburg 1983 (rororo thriller 2623, zuerst 1980)
Kumpel (2) »Solche Leute sind eine wahre
Pracht, ich denk da an meinen Kamerad Rímsky«, bafelte
Onkel Pepin, »ein Hannake von den Vierundfünfzigern,
grüne Litzen, dem wagte keiner was zu sagen, o nein, wenn fünfzig Leute im Gasthaus
beieinander hockten und einer wurde frech zu mir, Rímsky ließ sich nicht
lumpen und legte los, so wie damals, als er den Tisch zerschmetterte, den Lüster
herunterschlug, nach einer Minute lag die ganze Bude in Trümmern, vier Gendarmen
starben später im Spital, die andern hatten beizeiten durchs Fenster das Weite
gesucht, und der Rímsky trat, während er unter den Pickelhauben wütete,
der Kellnerin die Prothese mitten durch, erst als die Feuerwehr anrückte und
dem Rímsky Wasser in die Augen spritzte, gab der berühmte Hannake klein
bei und fiel um, aber im Kriminal blühte er bald wieder auf, er feilte
die Ketten durch, Ketten wie für einen Stier, stemmte
die Tür mit dem ganzen Futter auf und haute mit den Hölzern
die Profose nieder.« - Bohumil Hrabal, Der Tod des Herrn Baltisberger.
In: B. H., Die Bafler. Erzählungen. Frankfurt am Main 1966 (es 180, zuerst 1964)
Kumpel (3) Drei Burschen waren einmal zusammen, die hatten kein Gold und kein Silber, kein Eigen und keine Bleibe. Sie lebten wie die Hunde und waren so gesund wie der Lachs. Sie machten sich zu dreien auf nach dem Osten der Welt und wurden tüchtige Männer im Heere eines gewissen Königs. Der eine von ihnen war ein friedliebender, heiterer und sparsamer Mensch. Aber was das andere Paar betrifft, so gingen sie durch ein Bohrloch für einen Schluck Branntwein oder schlügen dem Leibhaftigen die Nase ab, wenn er sich mit ihnen in Streit einließe. Sie blieben bei dem König, bis sieben Jahre um waren.
»Morgen werde ich heimkehren«, sagte der friedliche Mann zu den beiden andern.
»Wir wollen mit dir gehen«, sagten die zwei.
»Was wollt ihr daheim«, sagte er, »ohne einen Pfennig Geld in der Tasche?«
»Oh, vielleicht sind wir nicht so arm, wie es dir scheint«, meinte einer von beiden.
Am nächsten Tage machten sich alle drei auf die Heimreise. Sie zogen von
Land zu Land und kamen an einen großen, einsamen Wald. Den hatten sie zu durchqueren.
Als sie mitten darin waren, fiel das Paar über den friedlichen Mann her, band
ihn mit einem dünnen Hanfseil an einen Baum und stach ihm die Augen aus. Das
Geld, das er besaß, nahmen sie ihm weg. Dann machten sie ihn los und gingen
ihren Weg weiter. - (
ir
)
Kumpel (4)
- Aus: Nautilus Literarischer Taschenkalender 1988
Kumpel (5) Auf einmal hüllte Profane von hinten ein ganz übler Geruch ein, auf seine Schulter fiel wie ein Kartoffelsack ein Arm, und in sein Blickfeld schob sich ein Bierglas mit einer großen Pfote drumrum, die aussah, als gehörte sie einem eingegangenen Gorilla.
»Benny, du alter Zuhälter, was macht das Geschäft? Tjachz, tjachz.« Dieses
Lachen konnte nur von seinem alten Kumpel kommen, von Pig Bodine. Profane drehte
sich um: es kam. Tjachz, tjachz, ein Lachen, das entsteht, wenn man die Zungenspitze
zwischen die mittleren oberen Schneidezähne klemmt und Kehllaute aus der Gurgel
quetscht. Es klang furchtbar obszön, und nichts anderes wollte Pig damit erreichen.
- (
v
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Kumpel (6)
- Chaval, nach (
gold
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Kumpel (7)
Kumpel (8)
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Boris Mikhailov, Case History
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