Kuhstall  Vor der Tür von 809 zog Freddy seine Pistole. Er klopfte und drückte sich rücklings gegen die Wand. Hoke Moseley öffnete, sah niemanden und trat einen Schritt heraus. Freddy schlug ihm mit weitausladendem Schwung die Pistole seitlich ans Kinn. Als Hoke zur Seite fiel, hatte Freddy noch Zeit für einen Schlag mit der Rückhand, und Hokes falsche Zähne flogen ihm aus dem Mund und kollerten über den staubigen Teppichboden im Korridor. Freddy höh das Gebiß auf, steckte es in die Jackentasche und schleifte den Bewußtlosen ins Zimmer. Er schloß die Tür und trat dem am Boden liegenden Mann mit der Schuhspitze unters Kinn. Der Kieferknochen knackte hörbar, und Hoke quoll das Blut aus Mund und Nase.

Freddy zog sich die Jacke aus und setzte sich auf die Kante des ungemachten Bettes. Er mußte sich einen Augenblick abkühlen. Sein Hemd war bereits schweißgetränkt, und er wollte nicht, daß seine neue Anzugjacke Flecken bekam. Die Klimaanlage mühte sich eifrig, aber sie produzierte mehr Lärm als kühle Luft. Bei dieser Schwüle brachte einen die geringste Anstrengung zum Schwitzen. In Kalifornien hätte Freddy sich mindestens eine halbe Stunde lang verausgaben müssen, um dermaßen in Schweiß zu geraten. Es war, als atme er durch ein nasses Badetuch.

Das Zimmer war schmuddelig. Dies war mal ein Bulle, dachte Freddy, der tatsächlich im Kuhstall wohnte. Alufolie bedeckte die Glasscheibe der Schiebetür, die auf den winzigen Balkon hinausführte. Die Folie diente dazu, nachmittags die Hitze, die auf das Zimmer einstrahlte, zu reflektieren, aber der Erfolg war dürftig. Der schmutzig-beige Teppichboden war mit Kringeln und Flecken von Kaffeetassen und verschüttetem Essen übersät. Die Laken auf dem Einzelbett waren zerdrückt, und neben einem überfließenden Papierkorb in der Ecke türmte sich ein Berg schmutziger Wäsche.

Im Schrank hingen zwei Polizeiuniformen in schweren Plastiksäcken, daneben ein schwarzer Anzug und zwei Freizeitanzüge aus Popeline. Dazwischen hingen ein halbes Dutzend saubere, kurzärmelige Sporthemden auf Kleiderbügeln, ein weißes Oberhemd und drei Krawatten.

in der unteren Schublade der Kommode standen ein Elektrokocher mit einer Platte und ein kleiner Henkeltopf. Außerdem enthielt die Schublade ein Messer, einen Löffel und eine Gabel. - Charles Willeford, Miami Blues. Reinbek bei Hamburg 1994

 

Stall Kuh

 

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