Kuh, fette    „Geh mir aus dem Weg, du fette Kuh."

Fette Kuh. Und sie lächelte. Sie beherrschte die Situation, erhaben und gelassen wie eine Königinmutter, eine verwitwete Mutter, eine schwarze Witwe. Nicht zum ersten Mal nannte man sie fette Kuh. Tausendmal hatte man sie so genannt, so oft, daß sie schon daran gewöhnt war, daß sie es sogar lustig fand, so als sei es ein Kosename, fette Kuh, ein mildes Lächeln, nachsichtig bis zum Erbrechen.

„Würdest du nicht lieber hier bei mir leben? Du kannst für mich arbeiten. Ich zahle gut. Ich könnte dich als Chauffeur einstellen, kannst du Auto fahren? Oder als Sekretär, kannst du lesen und schreiben?"

Und er willigt ein, der arme, miese, kleine Gauner, vom Reichtum geblendet, willigt er ein, ja, er bliebe, denn er findet, daß der riesige Garten, die hohen Decken, der spiegelblanke Fußboden, die Vorhänge, die Statuen, die Leuchter, die Uhren, der Kamin ein Riesenknaller sind. Und wenn er keine Lust mehr haben sollte, dann haut er eben ab und nimmt alles mit, was er sich unter den Nagel reißen kann, denn schließlich lebt man nur einmal. Alte Hexe, fette Sau, er willigte ein, und sie wurde zur erdrückenden Mama, die ihn nicht in Ruhe ließ, die sich in alles einmischte, tu dies nicht, rühr das nicht an, so geht das nicht und das ist gut, bete mit mir oder bete nicht, wenn du nicht willst, aber sei still, hör dir das Gebet an, bitte für uns Sünder, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern, Ave Maria, Küßchen, Schmatz, gute Nacht. Die Hand des Vergewaltigers, die unter den Rock faßt, zwischen die Beine, feuchte Schlüpfer, die die Finger wie in einem Netz gefangen halten. Hände mit roten Fingernägeln, die den gesenkten, gierigen Kopf packen, die ihn packen wie einen Ball, mit übermenschlicher Kraft, zuckende Schenkel, die sich öffnen und schließen, Begierde, lüsterne Schenkel, weg mit dem Schlüpfer, Gerangel, Keuchen, hitziger Kampf, Lust, gierige Schenkel, feucht, zuckend, lüstern, alte Hure, und dann der geschminkte Mund, der sich auf zusammengepreßte Lippen drückt, der die Zunge, die Zähne, das Zahnfleisch mit Lippenstift beschmiert, vergewaltigter Vergewaltiger, alte Hexe, laß mich nur machen, mein Schatz, mein Liebling, mein Kleiner, komm, beiß mich, ja, so, komm, komm, beiß mich, beiß ...

„Hast du die zehntausend Pesetas von der Konsole genommen?"

„Ja."

„Du hättest es mir sagen sollen."

Ganz ernst, Punkt, mehr gibt es nicht dazu zu sagen. - Andreu Martín, Die Stadt, das Messer und der Tod. Bühl-Moos, Baden-Baden  1994

 

Kuh Fett

 

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