uh,
blöde alte An jenem Morgen kam der Briefträger später als sonst um
uns ein gutes Neues Jahr zu wünschen und den Kalender von der Post zu bringen.
Diese Kalender kann man bald nicht mehr sehen, nur um uns Geld aus der Tasche
zu zie-hen, das hört nicht auf, das geht wirklich zu weit, da gibt's den Kalender
von der Post, von den Straßenkehrern, von der Feuerwehr, der Altenwohlfahrt,
die finden auch noch Mittel um uns noch andere aufzuhalsen, das werden Sie sehen.
Beamte, die zehnmal mehr verdienen als unsereins, das ist doch nicht normal.
Meinetwegen, der Briefträger ist ein freundlicher Mann, aber zum Teufel, schließlich
ist es seine Arbeit, und seit wann wird Freundlichkeit bezahlt? Immer woll'n
sie Geld, das ist es, auch so ein Konsumtrick, ich bin Konsumentin von der Maloche
vom Briefträger, Konsumentin von der Zeitung, Konsumentin vom Fernsehen, Konsumentin
vom Telefon, aber kann man das essen? Konsumieren, was soll'n das überhaupt
heißen? Und aufhören tut das nie, bald werden wir Konsumenten von der frischen
Luft sein und unserer eigenen Gesundheit, was weiß man, meinen Sie nicht auch?
Wenn ich dem fünfzig Piepen gegeben habe, dem Briefträger, dann nicht wegen
seinen schönen Augen oder der Post zuliebe, das können Sie mir glauben. Also
warum? Damit er seine Arbeit weiter macht die sowieso schon dicke bezahlt ist?
Damit er das Maul hält und mich bei den Nachbarn nicht als knickrig oder Rattengewitter
hinstellt? Damit er seiner Alten Bonbons mitbringt? Damit er was? Warum? Ich
bin eine alte blöde Kuh, ich garantiere Ihnen, im nächsten Jahr kann er ihn
sich sonstwo hinstecken, seinen Kalender, ganz richtig, und seine Bonbons dazu
.. . Aber sagen Sie doch was, stehen da wie 'n Ölgötze, hab ich recht oder nicht?
Man sollte was tun, sich rühren, an den Präsidenten der Republik schreiben,
auch so 'n Kasper, man sollte sich zusammentun und eine Tippse bezahlen und
ihm einen Brief mit der Maschine schicken. Was kostet das? Kennen Sie jemand?
Gott was bin ich dumm, an den Bürgermeister muß man sich wenden, da kann er
mal zeigen wozu er da ist. Nein? Hören Sie doch endlich auf, mich wie ein hypnotisierter
Dackel anzustarren, sagen Sie mir doch gleich, daß ich verrückt bin, das hätten
Sie wohl gern, Sie Memme Sie, wissen Sie was Sie sind, eine Hosenscheißerin,
da haben Sie's. - Robert Pinget, Der Feind. Berlin 1988
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