üste     das leben zum beispiel an der küste ist auch hart dort ziehen keine schwäne auf schimmernden teichen dort herrscht ein strenger mond und die wellen schlagen umbarmherzig bis an die feuerstellen der heime man ernährt die kühe mit magerem tang es wächst keine rosine in das fenster der kate uwe heißen die männer und wiebke bis silke die frauen an sturmlosen aben-den singt man lieder und spielt auf holzschuhen xylophon ich sage ihnen wer das einmal gesehen wer das einmal gehört birgt so leicht nicht die zähre und in dichten wolken hängt der deftige pfeifenrauch über den köpfen der fischer und bauern stunde des snackens und klönens wer könnte sie je vergessen oh ewigkeit du donnerwort aber der schnaps sagt jochen wird bei uns meistens wortlos hinter die binde gegossen und einer aus den bergen kann sich nicht vorstellen wie so eine brandung an den küsten nagt tag um tag woche um woche quartal um quartal jahr um jahr nehmen manche kapitäne ihr bündel und ziehen weiter ins land sie haben genug    - H. C. Artmann, Nachrichten aus Nord und Süd. München 1981 (dtv 6317, zuerst 1978)

Küste (2)  So wie ihr Treibsand von einer Strömung aus dem antarktischen Süden fortgeschleckt wurde, so verschlang die Küste die Zeit von dem Augenblick an, da man sie erreichte. Sie bot dem Leben nichts: der Boden dort war trocken, Salzwinde, vom großen Benguelastrom durchfröstelt, bliesen von der See herein und vernichteten alles, was wachsen wollte. Es herrschte ein ewiger Kampf zwischen dem Nebel, der einem das Mark gefrieren ließ, und der Sonne; hatte sie erst einmal den Nebel durchbrochen, war ihr nicht mehr zu entrinnen. Oft schien sie den Himmel über Swakopmund ganz auszufüllen, so sehr war sie vom Nebel über dem Meer gebrochen. Ein lichtes Grau, das zu einem augenschmerzenden Gelb neigte: man gewöhnte es sich rasch an, getönte Brillen zu tragen, um sich vor dem Himmel zu schützen. Wenn man lange genug dort lebte, kam man zu der Einsicht, es sei eine Zumutung für einen Menschen, in dieser Gegend leben zu müssen. Der Himmel war zu weit, die Siedlungen unter ihm zu winzig. Der Hafen von Swakopmund füllte sich unaufhaltsam mit Sand, Männer brachen unter geheimnisvollen Umständen unter der Nachmittagssonne zusammen, Pferde wurden wild und gingen in der zähflüssigen Brühe am Strand zugrunde.  - (v)

Meer

 

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