ürbis
 

Dies Leben ist ein Kürbs

Dies Leben ist ein Kürbs, die Schal ist Fleisch und Knochen,
Die Kerne sind der Geist, der Wurmstich ist der Tod;
Des Alters Frühling malt die Blüte schön und rot,
im Sommer, wenn der Saft am besten erst soll kochen,
So wird die gelbe Frucht von Käfern schon bekrochen,
Die morsche Staude fault, der Leib wird Asch und Kot;
Doch bleibt des Menschen Kern der Geist aus aller Not,
Er wird von Wurm und Tod und Krankheit nicht gestochen.
Er selbst verursacht noch, daß eine neue Frucht,
Ein unverweslich Leib aus Moder, Asch und Erde
Auf jenen großen Lenz im Himmel wachsen werde.
Warum denn, daß mein Freund mit Tränen wieder sucht
Die jetzt entseelte Frau? Die Seel ist unvergraben,
So wird er auch den Leib dort schöner wieder haben.
Der Hoffnungs-Bau ist das Feld, wo unser Mut uns blühet.
Wenn man den Ehrenzweck beim Lichten recht besiehet,
Hat Erde, Sand und Sarg uns so viel Müh gekost.

- Daniel Casper von Lohenstein

Kürbis (2)  »Siebzig, einundsiebzig, zweiundsieb-zig«, zählte Madame Redard, indem sie die Queckengräser mit den Wurzeln auszog. Von Zeit zu Zeit erhob sie sich, trocknete sich die Stirne und fing fast sogleich wieder an.

»Neunzig, einundneunzig, zweiundneunzig«, murmelte sie. In diesem Augenblick machte sie ein fernes Geräusch aufmerksam; sie richtete sich endgültig auf und unterbrach ihre Arbeit.

Nun konnte man ihr Gesicht mit Muße betrachten: klein, gerötet, glich es seltsamen Kürbissen, die die jungen Burschen am Johannistag aushöhlen und in deren Schale sie Mondgesichter und Fratzen schneiden; mit einer kurzen Paraffinkerze werden die unheimlichen Nachtlampen erleuchtet. Solche riesige Kürbisse wuchsen in Menge auf dem schön geflochtenen Misthaufen bei dem Chalet, das die alte Dame in Gryon bewohnte.  - Maurice Sandoz, Der Lehnstuhl. In: M. S., Am Rande. Zürich 1967

Kürbis (3) Wir ließen uns am Rande einer Luke nieder, von der aus wir einen vollständigen Überblick über Maudes Zimmer hatten. Der Tod hatte Maudes Gesicht in eine schmale, unkenntliche Maske verwandelt, die mich irgendwie arL eine dünne Scheibe unreifen Kürbis erinnerte. Ihr Mund stand halb offen, und sie starrte mit einem aus Vorwurf und Staunen gemischten Ausdruck zu uns hinauf. Ihre falschen Zähne schwammen in einem mit Wasser gefüllten Glas neben dem Bett. Wahrscheinlich erklärte dieses die Schmalheit ihres Gesichts. Ihr weißes Haar kräuselte sich immer noch flaumig um ihr totes Anlitz.  - (hoer)
 
 

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