ünstler,
geiler alter
In Basel am Rhein, da sah ich einmal einen großen Korb voll Stroh, in einem
schönen Laden, wos was zu fressen und zu saufen zu kaufen gibt. Da war eine
schöne Verkäuferin in ihrer Schürze, weiß wie eine Ganss dabei, das auszupacken,
was ins Stroh eingepackt und in den Korb reingepackt war. Da summte ich innen
in meinem Kopf so in mich hinein: Eia, popeia, was raschelt im Stroh? - was
für ein schönes kleines Lied! Und wie die Verkäuferin, in ihrer schönen Schürze
drin, die Lebewesen, die ins Stroh eingepackt waren, aus dem Korb rauspackte,
da packte ich zugleich, natürlich ganz manierlich nur in meinem Kopf drin, dieses
Mädchen aus ihrer weißen Schürze. Wie wenn man eine Ganz rupft war das, und
innen im Kopf drin konnte ich die Gänsehaut meiner nackten Verkäuferin sehen,
und ich bekam selber schon eine Gänsehaut, vom Auspacken. Da sah ich aber, was
das war, was die nackte Verkäuferin sich auspackte: Karpfen aus Frankreich!
Die lebten noch und schnappten so nach Wasser, daß sich meine schöne Verkäuferinnengänsehaut
in eine graue kalte Karpfenhaut verwandelte. Ach, da schwand mir die nackte,
unverpackte Verkäuferin ganz aus dem inneren Auge, und die leidenden Karpfen
zogen dort ein - obschon sie mir das ganze äußere Auge schon gefüllt hatten
- plus ein paar graue Wolken, die saßen schon vor der Ladentür als ich rauskam
und spritzten mir einen kalten Regen auf die Glatze,
daß es prickelte.
- Diter Rot, nach: Daniel Spoerri u.
a., Anekdoten zu einer Topographie des Zufalls. Neuwied und Berlin 1968
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