üchengespräche
Manchmal führte ich die wundervollsten schwachsinnigen Unterhaltungen mit ihr,
wenn Mau-de nicht da war - gewöhnlich in der Küche bei einer Flasche Bier, die
zwischen uns stand, und vielleicht einer kleinen Leberwurst und einem Stückchen
Liederkranz-Käse dazu. Da ich ihr bei solchen Gelegenheiten freien Lauf ließ,
bekam ich bemerkenswerte Einblicke in ihre nicht uninteressante Vergangenheit.
«Sie» stammten offenbar aus einer trägen, halb konstipierten Gegend, wo der
Frankenwein fließt. Die Frauen erwischte es immer, und die Männer kamen immer
aus irgendeinem geringfügigen Grund ins Gefängnis. Es war so eine Art Sonntagsschul-Picknickatmosphäre
mit Bierfässern, belegten Pumpernickelbroten, Taftunterröcken, Spitzenunterhosen
und zufrieden auf den Wiesenä fickenden Ziegen. Manchmal war ich drauf und dran,
sie zu fragen, ob) sie sich jemals von einem Shetlandpony hatte ficken lassen.
Wenn Melanie das Gefühl hatte, man wolle das wirklich wissen, dann beantwortete
sie eine solche Frage ohne die geringsten Umschweife. Man konnte von einer solchen
Frage im gleichen Atemzug dazu übergehen, sich nach ihrer Kommunion zu erkundigen.
Es stand kein Zensor an der Schwelle ihres Unterbewußtseins. Boten kamen und
gingen ohne die geringste Förmlichkeit. - Henry Miller, Sexus. Reinbek bei Hamburg 1980
(zuerst 1947)
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