üche, chinesische   Die Polizei beunruhigt sich nicht wegen des Verschwindens einer Prostituierten, auch nicht, wenn sie minderjährig ist; um so weniger, als die kleine Japanerin, die heimlich auf einer Schmugglerdschunke aus Nagasaki gekommen war, in keiner Matrikel oder Einwandererliste aufgeführt war. Ihr ausgebluteter Leichnam, der nur eine winzige Wunde am Halsansatz, direkt über dem Schlüsselbein aufwies, wurde verkauft, um mit verschiedenen Soßen in einem angesehenen Restaurant in Aberdeen serviert zu werden. Die chinesische Küche hat den Vorteil, die Stücke unkenntlich zu machen.  - Alain Robbe-Grillet, Die blaue Villa in Hongkong. München 1969 (dtv 548, zuerst 1965)

Küche, chinesische  (2)  Wer seinen Fuß in ein chinesisches Restaurant setzt, berührt einen der Höhepunkte, die der Mensch auf diesem eilfertigen Planeten zustande gebracht hat. Der chinesische Koch zerstückelt, peinigt, vergewaltigt, läßt verdunsten, zerbricht, foltert und vermählt in bizarrem, rigorosem Erotismus alles, was uns abstoßend und feindlich erscheint; er liebt die Lüsternheit eitriger Geschmacksvarianten, das schleimige Geschlüpfe von Algen und Seewalzen, das lackierte Schmachten zeremoniell verzierten Fleisches; alles winzig, alles zusammen, keine Gänge, keine Zeiten, keine Pausen, sondern ein einziges Bestehen, Zusammenbestehen alles Daseienden, ein bezauberndes Urchaos, zubereitet von einem Goldschmied, dem anhänglichen Sohn gottesfürchtiger Henker. Kostbar und sadistisch wie die schmachtende, aber unsentimentale pentatonische Musik, bei der das schüchterne abendländische Hündchen in uns aufjault. Die chinesische Küche gehört den Söhnen des Himmels, wie die indische Küche das fleischliche Rasseln der Sistren nachahmt und die mogulsche und die arabische noch die Erinnerung an die Wüste und die wilde Hoffnung, an deren anderes Ende zu gelangen, bewahrt haben.   - Giorgio Manganelli, Lob des Essens. Nach (man)

Küche, chinesische  (3)

Küche, chinesische  (4) Jetzt noch Reboul anrufen, meinen einarmigen Helden. Ich erkläre ihm seine Aufgabe: Überwachung des Restaurants von Tchang-Pou, rund um die Uhr.

„Und worauf soll ich warten?" fragt Reboul.

„Irgendwann muß ein Paket rausgetragen werden."

„Was für eins?"

„Groß. Menschliches Format."

„Ach, wirklich?" kichert mein Mitarbeiter. „Eine Leiche?"

„Ja."

Der Einarmige am anderen Ende schnappt nach Luft.

„Verdammt! Ich... ich... das sollte ein Witz sein!"

„Mit solchen Sachen spaßt man eben nicht, mein Lieber."

„Liegt also 'ne Leiche im Haus?"

„Lag. Gestern abend. Vielleicht haben sie sie schon abtrans­portiert. Vielleicht auch nicht. Wenn nicht, werden sie's bald tun müssen. Es sei denn... die chinesische Küche... man kriegt kleine Stücke Fleisch... hiervon, davon, schlecht zu identifizieren... aber eigentlich glaub ich das nicht."

„Soll ich... soll ich in dem Restaurant essen?"   - Léo Malet, Streß um Strapse. Reinbek bei Hamburg  1991

 

Küche Chinesen Ernährungsverhalten

 

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