Krypta   Nachdem der hagere Geselle das Schloß gesprengt und die Kette weggenommen hatte, trat der Richter ins Innere. Flatternder Flügelschlag rauschte in der Dunkelheit auf. Erschreckt trat er zurück. Ein kleiner dunkler Schatten huschte an seinem Kopf vorbei.

»Fledermäuse!« sagte er voller Abscheu. Nun trat er vor, indem er die Laterne hochhielt. Die beiden anderen blieben hinter ihm stehen. Wortlos betrachteten sie den unheimlichen Schauplatz.

In der Mitte der kleinen achteckigen Krypta stand eine Estrade aus vergoldetem Holz. Auf ihr saß eine menschliche Gestalt in einem geschnitzten, rotlackierten Abtstuhl. Sie war in vollem Krönungsornat eingekleidet; eine Robe aus steifem Goldbrokat mit einer breiten Stola aus roter Seide war ihr um die schmalen Schultern gelegt. Unter der hohen, goldglitzernden Tiara starrte ein bräunliches, eingesunkenes Gesicht aus fremdartigen Augen wie aus eingeschrumpften Schlitzen die drei Männer an. Ein struppiger weißer Bart hing herab vom Stuhl. Eine Strähne hatte sich losgelöst. Die linke Hand war unter der Stola verborgen. Die andere hielt den Abtstab in dünnen, klauenartigen Fingern.

Richter Di verneigte sich. Seine zwei Gefährten folgten seinem Beispiel.   - Robert van Gulik, Nächtlicher Spuk im Mönchskloster. Zürich 1990

Grab Kirche

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