rummsäbel  Das Gelände zeigte hie und da die Spuren früherer Schlachten. Es ging nun langsamer voran, da die beiden Pferde störrisch wurden, zur Seite sprangen und sich aufbäumten. »Was ist denn in unsere Pferde gefahren?« fragte Medardo den Knappen.

»Herr«, antwortete er, »nichts mißfällt den Pferden so sehr wie der Geruch der eigenen Eingeweide

In der Tat war der Landstreifen, den sie gerade überquerten, besät von Pferdekadavern; einige lagen auf dem Rücken und streckten die Hufe gen Himmel; andere neigten sich vornüber und bohrten ihr Maul in den Boden.

»Warum sind hier so viele Pferde gestürzt, Curzio?« fragte Medardo.

»Sobald das Pferd spürt, daß sein Bauch aufgeschlitzt ist«, erklärte Curzio, »versucht es, seine Eingeweide zusammenzuhalten. Manche legen den Bauch auf den Rücken, damit die Gedärme nicht heraushängen. Doch der Tod überrascht sie alle, ohne Säumen.«

»Sterben denn also vor allem die Pferde in diesem Kriege?«

»Die türkischen Krummsäbel scheinen eigens dazu geschaffen, ihre Leiber mit einem Hieb aufzutrennen. Weiter vorn werdet Ihr die Leichen der Soldaten sehen. Zuerst trifft es die Pferde und danach die Reiter.«  - (vis)

Krummsäbel (2)

Krummsäbel (3)  Als der große Gichi-Kuktai Mikado war, verurteilte er Jijiji-Ri, einen hohen Beamten des Hofes, zum Tode durch Enthauptung. Wie groß war jedoch das Erstaunen seiner Majestät, als er kurz nach der für die Ausführung der Zeremonie festgesetzten Stunde jenen Mann sah, der zu dieser Zeit seit zehn Minuten hätte tot sein sollen, sich nun aber ruhig dem Throne näherte.

»Siebzehnhundert unmögliche Drachen!« rief der ergrimmte Monarch. »Habe ich Euch nicht dazu verurteilt, um drei Uhr auf dem Marktplatz Aufstellung zu nehmen und Euer Haupt durch den öffentlichen Scharfrichter abschlagen zu lassen?«

»Sohn tausend ruhmreicher Gottheiten«, erwiderte der verurteilte Minister, »alles was Ihr sagt, ist so wahr, daß die Wahrheit selbst, verglichen damit eine Lüge ist. Aber die sonnigen und belebenden Wünsche Eurer himmlischen Majestät sind pestilenzialisch mißachtet worden. Freudig eilte ich, meinen unwerten Leib auf den Marktplatz zu schaffen. Der Scharfrichter erschien mit entblößtem Szimitar, wirbelte diesen in eitler Prunksucht durch die Luft, berührte sanft meinen Nacken mit der Klinge und wandelte hinfort, beworfen und geschmäht von der Menge, deren Günstling ich allezeit war. So komme ich nun, Gerechtigkeit zu erbitten, die über seinen eigenen ehrlosen und verräterischen Kopf komme.«

»Welchem Scharfrichterregiment gehört dieser schwarzdärmichte Lump an?« fragte der Mikado.

»Dem tapferen Neuntausendachthundertsiebenunddreißigsten - ich kenne den Mann. Er heißt Sakko-Samshi.«

»Man führe ihn mir vor«, wies der Mikado einen Diener an; und eine halbe Stunde später stund der Lump vor dem Throne.

»Du Bastard eines dreibeinigen Buckligen ohne Daumen«, röhrte der Herrscher. »Wozu hast du nur sanft jenen Nacken berührt, den durchzutrennen dir ein Vergnügen hätte sein sollen?«

»Beherrscher der Kraniche und Kirschblüten«, erwiderte der Scharfrichter unbewegt, »befehlt ihm, daß er sich die Nase mit den Fingern schneuze.«

Also angewiesen ergriff Jijiji-Ri seine Nase und trompetete dem Elefanten gleich, und alle erwarteten, den abgetrennten Kopf mit Wucht von ihm hinwegfliegen zu sehen. Nichts geschah: Die Darbietung gedieh zu einem friedlichen Ende ohne jedweden Zwischenfall.

Aller Augen hefteten sich nun auf den Scharfrichter, der weiß ward wie Schnee auf dem Gipfel des Fujiyama. Die Beine zitterten unter ihm, und sein Atem kam in ächzenden Stößen des Entsetzens.

»Etliche Gattungen dornen-schwänziger Messinglöwen!« rief er; »ich bin ein zugrunde gerichteter und entehrter Schwcrtschwinger! Nur sanft berührte ich den Schurken, denn beim Ausschwingen hatte ich den Szimitar unachtsam durch meinen eigenen Hals geführt! Vater des Mondes, ich lege mein Amt nieder!«

Indem er dieses sagte, ergriff er seinen Haarknoten, hob seinen Kopf ab, näherte sich dem Throne und legte das Haupt demütig dem Mikado zu Füßen.  - (bi)

 

Türke Säbel Krumm

 

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