Kriegsschiff  Tatsächlich könnte man aus der Besatzung einer Fregatte Männer aller Berufe und Gewerbe heraussuchen, vom abtrünnigen Pfarrer bis zum heruntergekommenen Komödianten. Die Flotte ist die Zuflucht der Verderbten und die Heimstatt der Unglücklichen. Hier treffen die Söhne der Not die Kinder des Mißgeschicks und diese die Abkömmlinge der Sünde. Bankrotte Börsenmakler, Falschspieler und Grobschmiede versammeln sich hier, gestrandete Kesselflicker, Uhrmacher, Federfuchser, Flickschuster, Ärzte, Bauern und Anwälte tauschen vergangene Erfahrungen aus und reden von alten Zeiten. Wenn ein Kriegsschiff an einer einsamen Küste strandete, so könnte die Mannschaft schnell aus Eigenem ein neues Alexandria gründen und mit all den Dingen anfüllen, die für eine Hauptstadt notwendig sind.

Oft sieht man zu ein und derselben Zeit auf dem Batteriedeck jedes  Gewerbe in Tätigkeit, Küfer,  Zimmermann,  Schneider, Kesselflicker, Grobschmied, Seiler, Prediger, Spieler und Wahrsager.

Ein Kriegsschiff ist in der Tat eine schwimmende Stadt mit langen Alleen, die statt mit Bäumen mit Kanonen besetzt sind, mit zahlreichen schattigen Gassen, Höfen und Seitenstraßen. Das Achterdeck ist ein großartiger Markt, Park oder Paradeplatz, an dem einen Ende eine hohe Pittsfield-Ulme in Gestalt des Großmastes und auf dem anderen begrenzt durch den Palast der Kommodorekajüte.

Oder ein Kriegsschiff ist vielmehr eine hohe, umwallte und mit einer Garnison belegte Stadt wie Quebec, wo die Durchfahrten zumeist Festungswerke sind und der friedliche Bürger an jeder Ecke auf bewaffnete Wachtposten stößt.

Oder es gleicht einem Wohnhaus in Paris, wenn man dies auf den Kopf stellt. Das Erdgeschoß oder Deck ist von einem Lord gemietet, das erste Obergeschoß von einem auserlesenen Klub von Herren, das zweite von zahlreichen Handwerkern und das dritte von einem Gewimmel gewöhnlicher Leute.

Denn sogar an Bord einer Fregatte bewohnt der Kommandant allein eine ganze Kajüte auf dem Spardeck, die Leutnants ihre Messe darunter, und unter all dem schaukelt die Masse der Seeleute in ihren Hängematten.

Und mit seinen langen Reihen von Stückpfortenluken, deren jede die Mündung einer Kanone aufweist, gleicht ein Kriegsschiff einem dreistöckigen Haus in einem verdächtigen Stadtviertel mit einem unendlich tiefen Kellergeschoß und Fenstern, aus denen häßliche Kerle herausschauen.  - (weiss)

 

Schiff Krieg

 

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