Kriegskunst  Es laufen im Flätzischen unsinnige Gerüchte um, daß ich aus bedeutenden Schlachten Reißaus genommen (so pöbelhaft spricht man), und daß nachher, als man Feldprediger zu Dank- und Sieges-Predigten gesucht, nichts zu haben gewesen. Das Lächerliche davon erhellt wohl am besten, wenn ich sage, daß ich in gar keinem Treffen gewesen bin, sondern mehrere Stunden vor demselben mich so viele Meilen rückwärts dahin gezogen habe, wo mich unsere Leute, sobald sie geschlagen worden, notwendig treffen mußten. Zu keiner Zeit ist der Rückzug wohl so gut - ein guter aber wird für das Meisterstück der Kriegskunst gehalten - und mit solcher Ordnung, Stärke und Sicherheit zu machen als eben vor dem Treffen, wo man ja noch nicht geschlagen ist. - Jean Paul, Des Feldpredigers Schmelzle Reise nach Flätz, mit fortgehenden Noten, nebst der Beichte des Teufels bei einem Staatsmanne (zuerst 1807)

Kriegskunst  (2)    Österreich hatte mir keine vorbereitende militärische Ausbildung gewährt, sich mit Händen und Füßen dagegen gesträubt, mich in die Geheimnisse der Kriegskunst eindringen zu lassen. Man hatte mich zu Beginn des Krieges aus der Offiziersschule des 91. Infanterieregimentes hinausgeworfen, dann hatte man mir auch die Einjährigfreiwilligenstreifen abgetrennt, und während meine ehemaligen Kollegen Kadetten und Fähnriche wurden und an allen Fronten fielen wie Fliegen, saß ich eingekastelt im Kasernenarrest in Budweis und Brück an der Leitha, und als man mich endlich freiließ und mit der Marschkompagnie ins Feld schicken wollte, verbarg ich mich in einem Schober und überlebte so drei Marschkompagnien. Dann simulierte ich Epilepsie und man hätte mich fast erschossen, wenn ich mich nicht freiwillig an die Front gemeldet hätte. Von da an lächelte mir das Glück, und als ich auf dem Vormarsch bei Sambor für den Herrn Oberleutnant Lukasch ein Quartier mit einer reizenden Polin und ausgezeichneter Küche fand, wurde ich zur Ordonnanz befördert.

Als sich später in Sokal bei unserem Bataillonskommandanten Läuse zeigten, fing ich sie, schmierte meinen Vorgesetzten mit Quecksilbersalbe ein und bekam dafür die große silberne Tapferkeitsmedaille.  - Das Hašek-Lesebuch. Zürich 2008

 

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