Kriegsende    Nun ist alles anders.

Jetzt ist Frieden und die nicht zu Kanonen umgeschmolzenen Glocken werden eine Woche lang läuten.

Jetzt werden alle SS-Leute hingerichtet. Dieter, Ove, Fräulein Leitl kommen ins Zuchthaus und die Möllersche, die Tante Frieda ins Zuchthaus gebracht hat, wird am Wippgalgen aufgehängt, umgelegt, liquidiert, dem Erdboden gleichgemacht. Nie wieder wird es Fliegeralarm geben! Nie wieder wird sich jemand zur HJ anmelden müssen! Keiner wird mehr Schneeschaufeln müssen! Keiner legt nie wieder einen Bombenteppich! Alle dürfen sagen, was sie meinen, ohne abgehört zu werden! Die Mischlinge und die Verfolgten erhalten Ämter und Orden von den Befreiern, mit vollen Händen Honig und schwarze Schokolade und Bohnenkaffee! Ob das lange dauern wird?

Detlev sieht den ersten feindlichen Soldaten. Dessen Arsch ist so rund, daß der Stoff der Hose kaum rüberreicht. Am liebsten möchte Detlev zwischen die beiden Hälften des englischen Arsches hineinkriechen. Er stellt sich vor, daß es darin nach geräucherter Mettwurst riechen müßte.

- Du kannst ihm doch nicht in den Arsch kriechen.

- An deinem Busen möcht ich schmusen; In deinem Hintern möchte ich überwintern hat Mutti in den Zwanziger Jahren singen hören. Detlev bewundert alle runden Ärsche der vorüberstrampelnden Besatzungssoldaten.

Tante Frieda kommt aus dem Zuchthaus zurück. Die meisten Insassen wurden vor dem Einmarsch der Befreier erschossen. Tante Frieda mußte sich ihre offenen Beine mit dem eigenen Urin auswaschen.    - Hubert Fichte, Detlevs Imitationen "Grünspan".  Frankfurt am Main 2005 (zuerst 1973)

Krieg Ende

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