rempelmaschine »Jetzt zu dem Anzug. Wie ist er?«
Das jüngere und schlankere der beiden Mädchen beugt sich über den Toten und betastet das schwarze zweireihige Jackett.
»Guter Stoff«, sagt sie. »Und keine Flecken. Es ist nichts durchgekommen.«
»Ich werde die Sachen anprobieren«, sagt der Chef.
Nicht ohne Schwierigkeiten ziehen sie dem Leichnam Hose,
Rock und Hemd aus, werfen ihn dann in das Grab zurück und schaufeln die
Erde auf die Hemdhose. Der Chef nimmt unterdessen die Kleidungsstücke
an sich und schnüffelt kritisch an ihnen herum. Dann entledigt er sich
seines perlgrauen Jacketts, das einst dem Produktionsleiter der Western-Shakespeare Pictures Inc.
gehört hatte, und schlüpft statt dessen in das Produkt einer
konservativeren Schneiderkunst, wie sie besser zum Bier und zur Goldenen
Regel paßt. Versetzen Sie sich einmal an seine Stelle. Vielleicht
wissen Sie es nicht, aber eine komplette Krempelmaschine besteht aus
einer Kardenkanne und einem Kannenstock, aus Kalanderwalzen,
Schleiflager und Abnehmer und so weiter. Wenn man keine Krempelmaschine
und keinen elektrischen Webstuhl besitzt, auch keinen Elektromotor, mit
dem er betrieben werden könnte, so wenig wie einen Dynamo zur
Stromerzeugung, geschweige denn Turbinen zum Antrieb von Dynamos oder
Kohle zur Erzeugung von Dampf und Hochöfen für die Stahlerzeugung - ja,
dann ist man natürlich, was feine Kleidung angeht, auf die Friedhöfe
angewiesen, auf die Gräber derer, die sich einst solcher Vorteile rühmen
konnten. Freilich konnte man, solange die radioaktive Verseuchung
anhielt, selbst die Friedhöfe nicht ausbeuten, und drei Generationen
hindurch führte der schwindende Rest derer, die die Vollendung des
technischen Fortschritts überlebt hatten, ein schwieriges und
gefährdetes Dasein in einer Wüstenei. Erst in den letzten dreißig Jahren
ist es für diese Leute nicht mehr mit Gefahr verbunden, wenn sie sich
der Überreste des confort moderne bedienen, die sie in den Gräbern
finden. - Aldous Huxley, Affe und Wesen. München 1988 (zuerst 1949)
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