reisen Auf
dem Rückweg von seinen Gängen, die ihn im Dunkel die große Straße entlangführten,
stieg er auf die Kastanienhöhe, um sein Haus zu überwachen und an den Fenstern
zu erkennen, was drinnen vor sich ging. Aber nie erkannte er etwas, da
ging er auf Zehenspitzen hinein, legte sich ins Bett, und dachte, daß auch
er wie ein armer Irrer zusammen mit den anderen
kreiste. Das heißt, er kreiste auf jeden Fall mit dem Irren, der sich um
die Verhexte mit dem Kropf drehte, und er kreiste mit seinem Bruder, der
sich um die Mutter drehte. Denn es mußte dieselbe Anziehungskraft
der mütterlichen Kreisbahn sein, die ihn so wild darauf machte, bei Nacht
das Haus zu überwachen und am Tag von der Höhe aus durch das Fenster etwas
zu erspähen, wenn sein Bruder die Mutter von hinten umarmte. -
Gianni Celati, Bukolisches Gedicht. In: G. C., Cinema naturale. Berlin 2001
Kreisen (2)
Die Anziehungskraft, die ohne den
Willen von irgend jemand wirkte, war überall, das stimmt. Sie war auch
in den Mücken und in den Fliegen, die ins Haus kamen, ganz zu schweigen
von den Bienen, die, von den Blumen angezogen, sich nicht mehr loslösen
konnten, bevor sie sie nicht leergesaugt hatten, ohne von den Nachtfaltern
zu sprechen, die, wenn sie abends eine brennende Lampe fanden, immerfort
um sie kreisen mußten. Und abgesehen von seinem Hund, der schon so alt
war, daß er keine Lust mehr daraufhatte, sah er als Bub überall auf dem
Land ein unaufhörliches bukolisches Drehen und Kreisen, angefangen beim
Gockel auf dem Hof, der sich um die Hühner drehte und sie auf den Kopf
pickte, um sich als der Herr aufzuspielen, wie sein Vater, bis zu den Lämmern,
die blökten, und den Kälbern, die muhten, weil sie um ihre Mütter kreisen
wollten, wie sein Bruder, bis zu den Eseln, die einen Ständer hatten, und
jegliches Ding bestiegen hätten, wie sein irrer Genosse die Müllerin mit
dem Kropf. -
Gianni Celati, Bukolisches Gedicht. In: G. C., Cinema naturale. Berlin 2001
|
||
|
||