reise, feine     Von ihren Eltern wurde Diana Puschi genannt, wahrscheinlich weil's in feinen Kreisen üblich war, sich Kosenamen mit einem i beizulegen. Getauft aber war sie auf den Namen Margarethe. Und sie war eine lustige Person, deren Schönheit sich zu vergröbern anfing; doch so gehörte es dazu, wenn man die Vierzig überschritten hatte.

Am Strand erzählte sie, daß ihre Mutter »Du bist eine dumme Pute« zu ihr sage, weil sie für Christian Science kein Interesse habe und nur solche Leute wie die Schnucki und das Rallchen kenne, die beide Malerinnen waren. Als Mitinhaberin einer Kunststoffabrik konnte sich Schnucki ein freischwebendes Künstlerdasein leisten. Das Rallchen aber zehrte von Schnuckis Reichtum, weil Schnucki froh war, im Appartementhaus jemanden bei sich zu haben, der ihr die Einsamkeit verscheuchte. Dafür war Frau Rall gut geschaffen, weil sie immer wieder für Aufregungen sorgte, weinte, daß ihre Tränentropfen die Zeitung bespritzten, in der sie las, oder Fotografien von sich selber herumzeigte und sagte: »Darauf könnte ich mich küssen!« Sie fand es - laut Diana Schmöller - interessant, ihren Busen immer wieder einem anderen Mann zu zeigen, während Schnucki von sich selbst zu sagen pflegte, sie sei nicht ganz fertiggemacht worden, fände es aber höchst interessant, wenn sie mal einen Kuß bekäme. - Hermann Lenz, Der Wanderer. Frankfurt am Main 1988

 

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