Kostenfrage  Der alte Kerl lag zusammengekauert mitten in Mäandern von Blut auf ihrem teuren Linoleum, mit einem Rasiermesser in der Hand und mit durchschnittener Kehle. Mit einer Ruhe, die sie selbst überraschte, überblickte Miss Carridge die Szene. Sie entsprach so genau dem Bild, das sie erwartet hätte und sich deshalb irgendwann einmal vorgestellt haben mußte, daß sie gar nicht oder kaum schockiert war. Sie horte Celia »Na?« rufen. Sie sagte sich, wenn ich einen Arzt rufe, muß ich sein Honorar bezahlen, wenn ich dagegen die Polizei rufe . .. Das Rasiermesser war zugeklappt, ein Finger war halb abgetrennt, ein plötzliches schwarzes Zucken füllte seinen Mund. Diese Einzelheiten, die sie sich nie vorgestellt haben konnte, verursachten ihre Übelkeit, diese und andere, deren Beschreibung zu peinlich wäre. Sie eilte die Treppe hinunter, Stufe für Stufe, wobei ihre Füße sich so schnell bewegten, daß sie wie auf Raupenrädern zu rollen schien, ihr Zeigefinger sägte an ihrem Kröpf hin und her, damit Celia im Bilde wäre. Sie schlitterte, bis sie an den Stufen der Freitreppe zum Stehen kam, und schrie nach der Polizei. Sie hüpfte wie ein verstörter Strauß auf der Straße herum und machte wilde, immer wieder abgedrosselte Anläufe mal in Richtung der York Road, mal in Richtung der Caledonian Road, die unglücklicherweise gleich weit von der Tragödie entfernt waren, warf die Arme in die Luft, machte die Wohltat der Warenmuster zunichte und schrie nach polizeilicher Hilfe. Sie war so gefaßt, daß es ihr durchaus klar war, wie unangebracht es wäre, so zu wirken. Als Nachbarn und Passanten sich in genügend großer Zahl versammelt hatten, rannte sie zurück, um ihnen den Eintritt ins Haus zu verwehren.

Die Polizei kam und ließ einen Arzt holen. Der Arzt kam und ließ einen Krankenwagen holen. Der Krankenwagen kam, und der alte Kerl wurde die Treppe hinuntergetragen, an Celia vorbei, die am Geländer klebte, und in den Wagen geschoben. Dies bewies, daß er noch lebte, denn es ist nicht statthaft, eine Leiche, wenn sie auch noch so frisch ist, in einen Krankenwagen zu legen. Eine auszuladen, stellt jedoch keinen Verstoß weder gegen ein Gesetz, noch gegen einen Erlaß oder gegen eine Verordnung dar, und der alte Kerl, der sein Verbrechen auf dem Weg zum Krankenhaus vollendete, war durchaus im Recht.

Es hatte Miss Carridge keinen Penny gekostet, nicht einen Penny. Nicht sie hatte den Arzt gerufen, sondern die Polizei, die also auch das Honorar zu zahlen hatte. Für die Blutflecken auf ihrem hübschen Linoleum wurde sie durch die vom Alten am Vortage im voraus bezahlte Monatsmiete reichlich entschädigt. Sie hatte sich glänzend aus der Affäre gezogen.  - (mur)

 

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