osmogonie
Die Chasaren glauben,
daß in der tiefsten Finsternis des Kaspischen Meeres ein augenloser Fisch
gleich einer Uhr die einzig genaue Zeit des Alls
anschlägt. Im Anfang schwamm nach chasarischer Überlieferung alles Erschaffene,
Vergangenheit und Zukunft, jedwedes Ereignis und Ding, aufgelöst im Flammenfluß
der Zeit; die Geschöpfe des Gewesenen und des Künftigen vermischt wie Seife
mit Wasser. Zu jener Zeit vermochte jedes lebendige Geschöpf zum Schrecken
der übrigen jedes andere zu zeugen, und erst der chasarische Gott des Salzes
begrenzte die Willkür und gebot den Geschöpfen, nur sich selbst ähnliche
zu gebären. Er schied die Vergangenheit von der Zukunft, stellte seinen
Thron in die Gegenwart, wandert durch die Zukunft und überfliegt, sie überschauend,
die Vergangenheit. Er schafft aus sich selbst heraus die vielfältige Welt,
aber er verschlingt sie auch und überlebt alles, was alt ist, um die Welt,
verjüngt, wieder auszuspeien. Die Schicksale aller menschlichen Geschlechter,
das Buch der Völker, ist im All eingeschrieben, wo jeder Stern eine Quelle
darstellt und das bereits geformte Leben einer Sprache oder eines Volkes.
So ist das Universum die sichtbare und zusammengefaßte
Ewigkeit, in der die Schicksale der menschlichen
Art wie Sterne flimmern. - (
pav
)
Kosmogonie (2) In der Kosmogonie der
Stoiker »ernährt sich Zeus
von der Welt«; die Welt wird in zyklischen Abständen
vom Feuer verzehrt, das sie erzeugte, und sie ersteht
wieder aus der Vernichtung, um eine identische
Geschichte zu wiederholen. Von neuem schließen sich die samentragenden
Teilchen zusammen, von neuem geben sie Steinen,
Menschen, Bäumen Gestalt
— aber auch Tugenden und Tagen, insofern ein substantivischer Name ohne
entsprechende Verleiblichung für den Griechen undenkbar war. Von neuem
jedes einzelne Schwert und jeder einzelne Held,
von neuem jede minutiöse schlaflose Nacht. -
(
bo2
)
Kosmogonie (3) Physis (das ist Natur) gebar in ihrem ersten Kindbett Schönheit und Harmonie, ohn fleischliche Beiwohnung; wie sie von selbst gar fruchtbar und ergiebig ist. Antiphysis, von ewigen Zeiten die Widersacherin der Natur, ward auf so schöne, würdige Kinder flugs neidisch und gebar dagegen den Amoduns und die Verkehrtheit durch Beiwohnung des Tellumon. Ihre Köpf waren kugelförmig und ganz rund wie ein Ball, nicht sanft zu beiden Seiten eingedruckt, wie bei den Menschen: die Ohren lang und hochgereckt wie Eselsohren. Die Augen stunden ihnen weit vorm Kopf, auf Knochen gleich Fersenbeinen; ohn Augenbrauen, und so hart wie bei den Krebsen. Die Füß knäulrund; die Arm und Hand zurückgebogen nach den Schultern. Und gingen alles auf den Köpfen, schlugen Räder in einem fort, Steiß über Kopf, die Bein zu Berg.
Und, wie ihr wißt, daß den Äffinnen ihre Äfflein schöner dünken denn
alles auf der ganzen Welt, also lobt' auch Antiphysis ihrer Kinder Wohlgestalt
und bestrebt' sich darzutun, daß sie weit schöner und reizender wären als
der Physis Kinder: denn so runde Köpf und Fuß, meint' sie, und ein so zirkelförmiger
Rad-Gang war eben die allerschicklichste Form und die vollkommenste Bewegung,
worin ein Teil der Gottheit selbst sich widerspiegelt', die die Himmel
und alle unerschaffne Ding also im Kreis umdreht'. Die Füß in Lüften, den
Kopf zuunterst haben, hieß nach des Schöpfers Gleichnis tun, hinsichts
die Haar am Menschen gleichsam wie Wurzeln wären, die Bein wie Äst. Denn
füglicher steckt' man die Bäum mit ihren Wurzeln in die Erd, als mit den
Ästen. Hieraus folgernd, daß ihre Kinder weit richtiger und besser als
gerade Bäum, denn die der Physis erwachsen wären,
die umgekehrten Bäumen glichen. Auch was die Arm und Hand betraf, bewies
sie, daß sie weit ziemlicher nach den Schultern gebogen wären, weil dieser
Teil des Leibes nicht ohn Schutz dürft bleiben, in Betracht die vordre
Hälft schon durch die Zahn sattsam verwahrt war, die der Mensch nicht nur,
ohn Hülf der Hand, zum Käuen, sondern auch zur Verteidigung vor schädlichen
Dingen gebrauchen möchte. Also brachte sie, unter Beifall und Zustimmung
der blöden Tier', bald alle Narren und Verrückten auf ihre Seit und ward
bewundert von allen hirnverbrannten, tollen, gesunden Urteils und Menschenverstandes
ermangelnden Leuten. Nachmals heckt' sie die Meerkatz-Mucker, Schleicher,
Päpler, die hirnschelligen Pistolenzer, die Teufelsbesessenen
Johann Calvins voll Genferischen Leutbetrugs,
die tobenden Putherbei, die Kuttner, Nollenbrüder, Esaustätzer, Kannibalen
und mehr andre mißgeschaffne Ungeheuer und Fratzen,
der Natur zum Trutz. - (
rab
)
Kosmogonie (4) Laut Hieronymos
und Hellanikos (wenn die beiden nicht ein und derselbe sind) lehrt die
orphische Doktrin, daß es am Anfang Wasser und Schlamm gegeben habe, aus denen
die Erde geformt wurde. Dieses waren für ihn die ersten Uranfänge: Wasser und
Erde. Aus ihnen entsprang ein dritter, ein geflügelter Drache, der vorn den
Kopf eines Stieres trug, hinten den eines Löwen und in der Mitte das Gesicht
eines Gottes; man nannte ihn ›Kronos, der nicht Alternde‹ und auch ›Herakles‹.
Mit ihm wurde Die Notwendigkeit geboren, die auch Das
Unvermeidliche heißt, und die sich über das Universum ausdehnte und seine Grenzen
berührte... Kronos, der Drache, brachte einen dreifachen Samen hervor: den feuchten
Äther, das unbegrenzte Chaos und den nebligen Erebos. Unter diese legte er ein
Ei, aus dem die Welt hervorkommen sollte. Der letzte
Uranfang war ein Gott, welcher Mann und Frau war, mit goldenen Flügeln auf dem
Rücken, Stierköpfen an den Flanken und einem riesenhaften Drachen, der allen
möglichen Bestien glich, auf dem Kopf. - Damaskios, nach (
bo
)
Kosmogonie (5)
Doch nun will ich erklären der Reihe nach, wie die Materie So kommt's, daß sie sich weit in den langen Äonen verbreitend
Damals sah man noch nicht der Sonne leuchtenden Radkranz Glieder sondern sich ab und es bilden sich Hauptelemente; Klärlich verbanden zuerst sich die erdigen Einzelatome, Dies vollzog sich nicht anders als wir es noch öfter erleben,
|
- (
luk
)
Kosmogonie (5)
Im anbeginn war die welt mit kalter milch bedeckt, auf ihr schwamm ein
kanu aus rindenbrot, das heißt: brot, das zur hälfte aus mehl, zur hälfte aus
gemahlener baumrinde gemacht wird. Nun waren um diese zeit wind und windstille
schwanger, das kanu trieb auf der oberfläche der milch,
es gab niemanden, der es gesteuert hätte. Bald darauf gebaren wind und windstille
kinder. Der wind warf sieben söhne, die windstille unzählige töchter und ein
männliches Zwillingspaar, das man später frühstück und
abendessen nannte. - (
ei
)
Kosmogonie (6)
Am Anfang der Kosmogonie des Hakim steht ein geisterhafter Gott.
Diese Gottheit ist auf majestätische Art ursprungslos und gleicherweise ohne
Namen noch Antlitz. Es ist ein unwandelbarer Gott, dessen Bild jedoch neun Schatten
warf, die, indem sie sich zum Handeln hinabließen, einen ersten Himmel ausstatteten
und verwalteten. Aus dieser ersten demiurgischen Corona ging eine zweite hervor,
auch sie mit Kugeln, Mächten und Thronen ausgestattet, und diese gründeten einen
anderen, tieferstehenden Himmel, der das symmetrische Doppel des ursprünglichen
war. Dieses zweite Konklave sah sich reproduziert in einem dritten und dieses
wieder in einem noch tieferstehenden, und so fort bis 999. Der Herr des untersten
Himmels ist der, welcher uns regiert - als Schatten eines Schattens anderer Schatten
-, und der Bruchteil seiner Göttlichkeit grenzt an Null.
-
Jorge Luis Borges, Universalgeschichte der
Niedertracht
, nach (
bo3
)
Kosmogonie (7)
Kosmogonie (8)
Kosmogonie (9)
Am Anfang war das Nichts Und dann war die Dunkelheit Und Rangi-nui, der Himmel, und Papa-tu-a-nuku, die Erde Und aus der Finsternis kamen |
- Märchen aus Neuseeland. Überlieferungen
der Maori. Hg. und Übs. Erika Jakubassa. Köln 1985 (Diederichs, Die Märchen der Weltliteratur)
Kosmogonie (10) Die finnische Mythologie besagt, dass die Welt aus den sieben Eiern eines Entenvogels entstanden ist, die auf dem Knie der Göttin der Lüfte, Ilmatar, abgelegt wurden, dann heruntergefallen sind und im Urmeer zerbrachen. Die Eierschalen bildeten die Himmelskuppeln und das Land, das Eigelb die Sonne und den Sonnengott Päivätär, das silberne Eiweiß den Mond und den Mondgott Kuu. Aus weiteren kleinen Eierschalenstücken bildeten sich die Sterne.
Der Himmel stützt sich auf eine Säule, die auf dem
Nordpol steht. Die Bewegung der Sterne wurde damit erklärt, dass sich am Nordpol
ein riesiger Strudel, Kinahmi genannt, befindet, der
die Säule und das darauf befestigte Himmelszelt dreht. Durch diesen Strudel
sollen auch die Seelen der Menschen in das Totenreich Tuonela gelangen. - Wikipedia
Kosmogonie (11)
Kosmogonie (afrikanische, 12) Vordem gab es
keine Erde. Es gab nur Okun das Meer, ein Wasser, das unten überall ausgebreitet
war. Oben war Olorun. Olorun und Olokun waren gleich alt. Sie besaßen alles.
Olorun hatte zwei Söhne. Der ältere hieß Orischala, der jüngere Odudua.
Olorun rief Orischala. Er gab ihm Sand. Er gab ihm ein Huhn mit fünf Fingern.
Er sagte zu ihm: »Steig hinab und mach auf dem Okun die Erde.« Orischala
ging. Unterwegs fand er Palmwein. Orischala begann davon zu trinken und
betrank sich. Dann schlief er ein. Olorun sah das. Da rief er Odudua und
sagte zu ihm: »Dein älterer Bruder hat sich auf dem Wege nach dort unten
betrunken. Geh du jetzt, nimm den Sand und das Huhn mit den fünf Fingern
und mach die Erde auf dem Okun.« Odudua ging. Er nahm den Sand. Er ging
hinab und legte ihn auf das Meer. Er setzte das Huhn mit den fünf Fingern
darauf. Das Huhn begann zu scharren und dehnte den Sand aus und drängte
das Wasser beiseite. Die Stelle, wo das geschah, war Ilife, um das zuerst
noch das Meer floß. Odudua herrschte als erster König über dem Land Ilife.
Das Olokunmeer wurde kleiner und kleiner und rann durch ein kleines Loch
von dannen, durch ein Loch, aus dem man noch heute das Gotteswasser nehmen
kann, sehr viel, ohne daß es versiegt. Man nennt es Oscha. Orischala aber
war wütend darüber, daß er die Erde nicht gemacht hatte, er begann einen
Krieg gegen Odudua. Sie kämpften lange miteinander, danach aber schlossen
sie Frieden. Sie gingen später beide in die Erde, und man sah sie nicht
wieder. - Leo Frobenius, Schwarze Sonne Afrika.
München 1996
Kosmogonie (universale, 13) Die meisten Kulturen
haben versucht, die Entstehung der Welt In einer Geschichte
darzustellen, die objektive Elemente und Beobachtungstatsachen (die strahlende
Sonne, den Wechsel von Tag und Nacht, die Sonnen- und Mondfinsternisse) mit
mythischen Elementen (Göttern, Dämonen) oder vorwissenschaftlichen Fragen verbindet
(so fragten die Chinesen sich nach dem Reisebericht
des Li Chih ebenso wie die Gallier, ob der Himmel
zusammenstürzen könne). -
(thes)
Kosmogonie (mesopotamische, 14) Die Emma Elisch („Als droben...") ist eine babylonische Schöpfungslegende, die ihren Ursprung in einer Sumerischen Erzählung von etwa 3000 v. Chr. hat. Sie beginnt so:
Als droben der Himmel noch nicht genannt,
Drunten der Grund noch nicht
benamt war.
Als der uranfängliche Apsu, ihr Erzeuger,
Und Mummu-Tiamat,
die sie alle gebiert,
Noch ihre Wasser zusammenfließen ließen.
Ried nicht
entsprossen, Rohrwuchs nicht erschienen.
Von den Göttern keiner erstanden,
Sie
noch unbenannt und die Geschicke nicht bestimmt waren,
Da wurden in ihrer
Mitte die Götter erschaffen."
„Sie" bezieht sich auf Apsu und Mummu. Apsu war der Urvater, eine Verkörperung des frischen Wassers, Tiamat, die Urmutter, verkörperte das Salzwasser der Meere. Mummu wird für die göttliche Form des Nebels gehalten.12 Aus der Vermischung von Süß- und Salzwasser entstanden neue Formen, Schlammgötter, und nach der richtigen Paarung mehr und mehr andere Götter.
Bei so vielen Göttern konnte, wie bei zu vielen Rechtsanwälten, nichts Gescheites
herauskommen. Die Verheerung hatte erst ein Ende, als Marduk, König von Babylon,
Tiamat tötete, sie in zwei spaltete und aus den beiden Hälften Himmel und Erde
machte. Dann entwarf er einen Kalender, wie es Pflicht babylonischer Könige
(und chinesischer Kaiser) ist. - (zeit)
Kosmogonie (indische, 14)
Damals war nicht das Nichtsein, noch das Sein,
Nicht Tod war damals noch Unsterblichkeit, Vom Dunkel war die ganze Welt bedeckt, Doch, wem ist auszuforschen es gelungen, |
- Aus dem Rigveda, nach (
zeit
)
Kosmogonie (15) Es erzählt aber Alexander in den
Philosophenfolgen, er habe auch folgende Angaben in den Aufzeichnungen der Pythagoreer
gefunden: Der Anfang von allem sei die Einheit
(Monade); aus der Einheit aber stamme die unbestimmte Zweiheit, die gleichsam
als Materie der Einheit, ihrer Ursache, zugrunde liege. Aus der Einheit ferner
und der unbestimmten Zweiheit stammen die Zahlen; aus den Zahlen die Punkte,
aus diesen die Linien, aus diesen die Flächengestaltungen, aus den Flächen die
stereometrischen (mathematischen) Körper, aus diesen die sinnlich wahrnehmbaren
Körper, deren Elemente, vier an der Zahl, folgende sind: Feuer, Wasser, Erde,
Luft; sie unterliegen der Veränderung und einer durchgängigen Wandelbarkeit,
und es bildet sich aus ihnen eine beseelte Welt, vernunftbegabt, kugelförmig,
mit der Erde als ihrem Mittelpunkt, die auch ihrerseits kugelrund und bewohnt
ist. Auch Antipoden gibt es, denen unser Unten das Oben ist. In gleichen Massen
über die Welt verteilt sind Licht und Finsternis, Wärme und Kälte, Trockenheit
und Feuchtigkeit; wenn und wo die Wärme das Übergewicht hat, tritt Sommer ein,
wo die Kälte, Winter, wo die Trockenheit, Frühling, und wo die Feuchtigkeit,
Herbst. Wenn die Massen sich einander das Gleichgewicht halten, gibt es die
schönsten Zeiten des Jahres, dessen sprossender Frühling gesund, dessen welkender
Herbst ungesund ist; auch der Tag zeige den nämlichen Unterschied: der frühe
Morgen sei sein frisch sprossender Teil, der Abend sein hinwelkender Teil; daher
sei er auch ungesunder. Die Luft um die Erde herum sei festgelagert und ungesund,
und alles in ihr sei vergänglich, wogegen die oberste Luft in unausgesetzter
Bewegung sei und rein und gesund und alles in ihr unvergänglich und darum göttlich.
Sonne, Mond und die übrigen Gestirne seien Götter; denn es überwiege in ihnen
die Wärme, welche die Erzeugerin des Lebens ist. Der Mond aber erhalte sein
Licht von der Sonne. Mit den Menschen seien die Götter verwandt, insofern der
Mensch an der Wärme teilhabe; daher die Fürsorge (Vorsehung) Gottes für uns.
Das Schicksal sei die Ursache des festgeordneten Ganges des Ganzen wie der einzelnen
Teile. Der Sonnenstrahl dringe auch durch den kalten und dichten Äther. Sie
nennen nämlich die Luft den kalten Äther, das Meer und das Feuchte den dichten
Äther. Dieser Strahl also dringe auch in die Tiefe ein und belebe so alles.
Es lebe nämlich alles, was der Wärme teilhaftig werde; daher seien denn auch
die Pflanzen belebt. Doch habe nicht alles eine Seele. Es sei aber die Seele
ein losgerissenes Stück sowohl des warmen wie des kalten Äthers, da sie auch
Anteil am kalten Äther habe. Und es sei ein Unterschied zwischen Seele und Leben;
denn die Seele sei unsterblich, da auch das, wovon sie losgerissen ist, unsterblich
(unvergänglich) ist. Die lebenden Wesen entstünden durch einander durch Ergießung
des Samens, die Entstehung aus der Erde dagegen sei unmöglich. Der Same aber
sei ein Tropfen des Gehirns, der einen warmen Hauch in sich enthalte, und wenn
dieser sich in die Gebärmutter ergieße, sondere sich vom Gehirn Lymphe, Feuchtigkeit
und Blut ab, aus denen sich Fleisch, Sehnen, Knochen, Haare und der ganze Körper
bilde, durch den Hauch aber Seele und Wahrnehmung. Ihre Gestalt erhalte die
erste Verdichtung in vierzig Tagen; nach den bestimmten harmonischen Verhältnissen
würde dann in sieben oder neun oder höchstens zehn Monaten das Kind in fertigem
Zustand zur Welt gebracht; es habe aber in sich alle erforderlichen Verhältnismäßigkeiten
des Lebens, deren Aufeinanderfolge das feste Band bilde, durch das es nach den
bestimmten harmonischen Verhältnissen zusammengehalten werde, indem an bestimmten
Zeitpunkten jedes einzelne sich an das Vorige anschließe. - Pythagoreer,
nach (
diol
)
Kosmogonie (16, matriarchalische) Am Anfang war Eurynome, die Göttin aller Dinge. Nackt erhob sie sich aus dem Chaos, Aber sie fand nichts Festes, darauf sie ihre Füße setzen konnte. Sie trennte daher das Meer vom Himmel und tanzte einsam auf seinen Wellen. Sie tanzte gen Süden; und der Wind, der sich hinter ihr erhob, schien etwas Neues und Eigenes zu sein, mit dem das Werk der Schöpfung beginnen konnte. Sie wandte sich um und erfaßte diesen Nordwind und rieb ihn zwischen ihren Händen. Und, siehe dal es war Ophion, die große Schlange. Eurynome tanzte, um sich zu erwärmen, wild und immer wilder, bis Ophion, lüstern geworden, sich um ihre göttlichen Glieder schlang und sich mit ihr paarte. So ward Eurynome vom Nordwind, der auch Boreas genannt wird, schwanger. Dies ist der Grund, warum Stuten oft ihr Hinterteil dem Winde entgegenhalten und trächtig werden ohne Hilfe eines Hengstes *.
Dann nahm Eurynome die Gestalt einer Taube an, ließ sich auf den Wellen nieder und legte zu ihrer Zeit das Weltei. Auf ihr Geheiß wand sich Ophion siebenmal um dieses Ei, bis'es^äüsgebrütet war und aufsprang. Aus ihm fielen all die Dinge, die da sind: Sonne, Mond, Planeten, Sterne, die Erde mit ihren Bergen und Flüssen, ihren Bäumen, Krautern und lebenden Wesen.
Eurynome und Ophion schlugen ihr Heim auf dem Berge Olympos auf. Hier rief
er ihren Unwillen hervor, weil er behauptete, der Schöpfer der Welt zu sein.
In ihrem Zorn trat sie ihm mit der Ferse auf den Kopf, schlug ihm dabei die
Zähne aus und verbannte ihn in die dunklen Höhlen unter der Erde. -
(myth)
Kosmogonie (17)
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