opfstimme Severus
Altmensch: Ist als Ernest La Jeunesse (1874-1917) zu entschlüsseln, ein
Caféhaus-Literat und Zeichner, der eigentlich Ernest-Henri
Cohen hieß und den man gerne, wie man bei dem mit Spott nicht sparenden
Leon Daudet nachlesen kann, als »Kohn-Kahn« titulierte und »Jugend« nachrief.
Zum »Eunuchen« qualifizierte ihn seine an »Sixtinische Gesänge« heranreichende
hohe Stimme. Laut Hugues Delorme (in seinen »Souvenirs des cafés littéraires«,
Revue des Deux Mondes vom 15.11.1936) meinte Apollinaire,
daß die spitze Sopranstimme des Ernest La Jeunesse »weder auf glückliche Umstände
bei der Geburt noch auf einen Unfall« zurückzuführen sei, es handle sich bei
ihm »um angewandte Hygiene«: »Mit einer Kopfstimme sprechen reinigt die Seele,
führt zu klaren Gedanken, sogar zu klarem Willen und klaren Entscheidungen.«
Im Tagebuch von Jules Renard ist unter dem Datum 18.11.1896 vermerkt,
daß Marcel Schwob sich köstlich amüsierte, als ein Poet (möglicherweise
Jarry) ihm verriet, daß Ernest La Jeunesse auf der Brust statt Haar kleine dichte
Wollbüschel wie ein Affenmensch hätte.
- Koommentar
zu: Alfred Jarry, Tage und Nächte. Roman eines Deserteurs.
Frankfurt am Main 1998 (zuerst 1897)
Kopfstimme
(2) »Mit mir waren Luigi d' Agata, Turi Grassi und
die Brüder Pertoni dort, die sich vor Begierde nach einer Frau auf den Wiesen
herumwälzten wie die Esel. Sie suchten allenthalben eine, und weil sie keine
ausfindig machten, wußten sie nicht, was tun. Nachts liefen sie wütend und hemmungslos
in die Wälder und begannen mit Kopfstimme zu schreien, daß man es in der ganzen
Gegend hörte: ›Was mach ich nur, schneid ich
ihn mir ab? Wenn das so weitergeht, schneid ich ihn mir ab, liebe Muttergottes,
und werf ihn den Hunden vor‹, und stundenlang schrien sie mit der jammervollen
und unheimlichen Stimme von Werwölfen: ›Was mach
ich nur, schneide ich ihn mir ab?‹« - Vitaliano Brancati, Schöner Antonio. Nördlingen 1985
(Die Andere Bibliothek 7)
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