opfdehnung »Ja, mein Herr«, sagte der Konservator, »dieses sehr seltsame Stück ist unserem Museum vor einigen Jahren von einem kranken Ausländer, der in unserer Stadt wohnte, geschenkt worden. Er ist übrigens inzwischen gestorben. Es war ein einzigartiges Stück, wenigstens als es uns übergeben wurde. Doch die Feuchtigkeit Marseiiles war ihm nicht zuträglich. Das anatomische Präparat, dessen Haut offenbar schlecht gegerbt war, fing nach einigen Monaten wieder an zu wachsen. Nach zwei Jahren hatten wir in unserer Vitrine statt einer Tsantsa einen menschlichen Kopf von beinahe natürlicher Größe, und es war offensichtlich der Kopf eines sympathischen jungen Menschen. Man konnte ihn nicht ohne eine Mischung von Mitleid und Grausen betrachten. Einige Besucher protestierten mit Recht dagegen.
Dieser Umstand mag Ihnen beweisen, daß der Kopf, den wir als Sehenswürdigkeit
in Puppengröße erhalten hatten, sich gänzlich verändert hatte. Nach unserer
Meinung gehörte er nicht mehr in unser Museum, sondern auf einen Friedhof. Wir
übergaben ihn einem Priester, der ihn an einer mir unbekannten Stätte begraben
ließ.« - Maurice Sandoz, Die Tsantsa.
In: M. S., Am Rande. Zürich 1967
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