Kopf, goldener   Die Frauen gingen, befahlen, in der Halle geheim eine Grube aussugraben und bedeckten sie mit Teppichen, damit der Bursche, wenn er darüber ginge, hineinfiele, sie brachten Säbel, um ihn zu töten. In zwei Gefäße mit Essen streuten sie Gift, daß man sie vor den Burschen stelle, daß er esse und stürbe.

Die Chinesenprinzessin sagte zu ihrem Mann: »Mann, wenn du gehst, nimm deinen Windhund mit, wenn du ins Haus eintrittst, so gehe den Weg, welchen der Windhund geht, ihm nach. Wenn man dir Speisen vorsetzt, so wirf ein Stückchen dem Windhund hin, wenn er es frißt, so iß du auch, frißt er nicht, so iß du auch nicht. Du wirst am königlichen Divan vorbeikommen, dort befindet sich eine gefesselte Frau, um den Hals hat sie eine Kette, und wer immer kommt, spuckt ihr ins Gesicht und geht vorbei. Du spucke ihr nicht ins Gesicht, sie ist deine leibliche Mutter, die dich zur Welt brachte, lege du einen Apfel vor sie hin und gehe weiter.«

Der Bursche ging zum Königssohn, machte alles so, wie die Prinzessin ihm geraten hatte und kehrte unversehrt nach Hause zurück. Vor dem Abschied sagte der Bursche zu dem Königssohn: »Ich bitte untertänigst, daß du morgen mit deinen vertrauten Wesiren und Nasiren auch zu mir nach Hause zu Gast kommst, wir wollen ein wenig zusammen sein.« Der Königssohn ging mit seinen Wesiren und Nasiren, mit seinem Gefolge zu dem Burschen zu Gast, sie aßen, tranken, als sie die Schwester sahen - mit goldenen Fingernägeln, den Burschen - mit dem goldenen Schädel, da trübten sich ihnen die Sinne, und dem Königssohn ward, als hätte man ihm das Herz aufgerissen und darein den Bruder und die Schwester gesetzt. Sie aßen die Speisen, setzten sich etwas abseits. Dann brachte die Chinesenprinzessin ein goldenes Hähnchen, stellte es auf die Platte, davor stellte sie eine Schüssel mit geröstetem Weizenkorn und sprach also: »Der Königssohn möge leben, wir bitten dich, daß du dem Hahn befiehlst, das Korn aufzupicken.« Der Königssohn fragte: »Pickt etwa ein goldenes Hähnchen Korn? Ist das überhaupt möglich?«

»Es ist wahrlich nicht möglich, daß ein goldenes Hähnchen Korn pickt! Ist es denn möglich, daß eine Frau junge Hunde zur Welt bringt? Hier ist sie, deine Tochter, mit den goldenen Fingernägeln! Hier ist dein Sohn, mit dem goldenen Schädel! Deine jüngste Frau hatte doch einst gesagt: >Wenn der Königssonn mich heiratet, so will ich ihm zwei Kinder gebären, eines mit goldenen Fingernägeln, das andere - mit einem goldenen Schädel. Deine Frauen haben dich bis auf diesen Tag betrogen, ihre arme Schwester hat eine Kette am Hals, sie steht gefesselt vor der Tür, und wer auch immer vorbeikommt, spuckt ihr ins Gesicht!«   - Armenische Märchen. Hg. Isidor Levin. Köln Düsseldorf 1988 (Diederichs, Märchen der Weltliteratur)

Kopf Gold

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