Kopf abreißen   »Dieser Kerl«, Fagott wies auf Bengalski, »der hängt mir zum Halse heraus. Dauernd steckt er seine Nase ungebeten in Dinge, die ihn nichts angehen, und schmeißt uns mit seinen verlogenen Bemerkungen die ganze Vorstellung! Was sollen wir mit ihm machen?«

»Den Kopf abreißen!« sagte jemand rauh vom Rang. »Was haben Sie gesagt? Ha?« antwortete Fagott auf diesen häßlichen Vorschlag. »Den Kopf abreißen? Das ist eine Idee! Behemoth!« schrie er dem Kater zu. »Mach du das! Ejn, zwej, drej!«

Etwas ganz Unerhörtes geschah. Der schwarze Kater sträubte das Fell und miaute ohrenzerreißend. Dann duckte er sich panthergleich, sprang Bengalski gegen die Brust und von hier auf den Kopf. Laut knurrend krallte er die puschligen Pfoten in die schüttere Haartracht des Conferenciers, heulte wild auf und riß mit zwei Drehungen den Kopf von dem dicken Hals los.

Die zweieinhalbtausend Menschen im Theater schrien  wie mit einer Stimme auf. Das Blut aus den zerrissenen Halsarterien spritzte in dicken Strahlen hoch und tränkte Vorhemd und Frack. Der enthauptete Körper machte mit den Füßen ein paar plumpe Scharrbewegungen und sank sitzend zu Boden. Im Saal gellten hysterische Frauenschreie. Der Kater reichte den Kopf Fagott, der hob ihn an den Haaren hoch und zeigte ihn dem Publikum, und der Kopf schrie verzweifelt, daß es durchs Theater hallte:

»Einen Arzt!«

»Wirst du wieder solchen Blödsinn quatschen?« fragte Fagott drohend den weinenden Kopf.

»Nie wieder!« röchelte der Kopf.  - (meist)

Kopf abreißen (2) Sie hatten nur die Absicht gehabt, ihn an den Haaren zu ziehen. Sie wollten ihm nichts Böses antun. Sie haben ihm den Kopf mit einem einzigen Ruck abgerissen. Gewiß war er schon locker gewesen. Sowas kommt nicht einfach so. Gewiß hatte ihm irgendwas gefehlt.

Wenn er nicht mehr auf den Schultern sitzt, schafft er eine peinliche Situation. Er muß weggegeben werden. Aber man muß ihn erst waschen, denn er befleckt die Hand dessen, dem man ihn gibt. Man hätte ihn erst waschen müssen. Denn jener, der ihn empfangen hat, mit seinen nun schon blutbesudelten Händen, beginnt Verdacht zu schöpfen, und er beginnt so auszusehen wie einer, der Erklärungen erwartet.

Pah! Man hat ihn eben bei der Gartenarbeit gefunden . . . Man hat ihn mitten zwischen anderen gefunden . . . Man hat gerade diesen ausgewählt, weil er frischer aussah. Wenn er lieber einen andern möchte... Man könnte ja mal nachsehen. Solange möge er aber diesen da noch behalten.

Und sie gehen fort, gefolgt von einem Blick, der weder Ja noch Nein sagt, einem starren Blick.

Ob man einmal zum Teich gehen sollte? In einem Teich findet man immer eine Menge Dinge. Vielleicht würde ein Ertrunkener die Angelegenheit bereinigen.  - Henri Michaux, Plume und andere Gestalten. Wiesbaden 1981 (zuerst 1938)

Kopf abreißen (3) In Malaysia soll ein Wesen namens Penanggalan (zu dt. „sich [von etwas] loslösen“, sinnbildl. „der Kopflose“) hausen, das während der Nacht seinen Kopf auf Reisen schickt, um schlafende Menschen anzufallen. Der malaiischen Folklore zufolge war der Penanggalan dereinst eine wunderschöne Hexe, die während eines Bades von einem Mann überrascht wurde. Sie soll vor Schreck ihren Kopf so schnell herumgedreht haben, dass er regelrecht abriss. Erbost jagte der Kopf dem Mann nach und zerfleischte ihn (nach anderen Versionen zerrte der Kopf den Mann ins Wasser und ertränkte ihn).  - Wikipedia
 

Enthaupten Reißen

 

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Wiederanstückung
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