Kontoinhaber  Hymie Weinberg verfolgt mich.

Dieser Gentleman starb letzte Woche eines natürlichen Todes, auf einem Bett voller Lumpen, in einem kahlen, ungeheizten Kellerraum in der 614 East 11. Straße. Er hatte lange Zeit dort gelebt und war vierundsechzig Jahre alt, als er in seiner ungemütlichen Wohnstatt entweder erfror, verhungerte oder sich zu Tode seufzte.

Zum fünften Mal zog Hymie nun die Aufmerksamkeit der Polizei auf sich. Die anderen vier Male hatte man ihn wegen Vagabundieren und unerlaubten Bettelns festgenommen.

Dieses Mal konnten die Behörden keine andere gesetzliche Maßnahme gegen ihn einleiten, als ihn zu beerdigen. Der alte Hymie verfolgt mich. Denn Hymie war ein reicher Mann. Als die Polizisten seine frostige Höhle durchsLichten, fanden sie einen Hefter mit Kontoauszügen, aus denen hervorging, daß dieser armselige alte Herr 26 000 Dollar auf verschiedenen Bankkonten deponiert hatte. Das Geld lag nicht erst seit gestern dort, sondern war über einen Zeitraum von zwanzig Jahren Dollar für Dollar angehäuft worden. Dieses Geld, das Hymie auf so lächerliche Weise gehortet hatte, wurde nach seinem Tod abgehoben und von der Polizei in Gewahrsam genommen, wo es des eventuellen Erscheinens irgendwelcher Witwen, Söhne, Töchter, Onkel oder Tanten harrte. Bisher hat sich eine dergestalte Fauna noch nicht eingefunden, und nach Ablauf einer angemessenen Frist wird Hymies Geld für den Ankauf von Feuerhydranten, Parkschildern, Straßendeckeln und für andere städtische Belange verwendet werden.  - Ben Hecht, 1001 Nachmittage in New York. Frankfurt am Main 1992 (it 1323, mit Zeichnungen von George Grosz, zuerst 1941)

 

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