onstantinopel   Die Stadt selbst und die Brücken über dem Meer überraschten mich nicht. Sobald wir Konstantinopel erreichten, begann ich auf der Straße die Gesichter, die Empfindungen des Hasses, die Frauen und die Wolken, die Tiere und die Arten der Liebe wiederzuerkennen, denen ich seit langem entronnen war, Augen, die ich einmal getroffen und für alle Zeit im Gedächtnis aufbewahrt hatte. Ich kam zu dem Schjuß, daß sich nichts ereignet im Strom der Zeit, daß die Welt sich nicht im Lauf der Jahre, sondern zu gleicher Zeit in sich und innerhalb des Raums verändert, in einer Vielzahl der Formen, die sie wie Karten mischt, wobei sie die Vergangenheit der einen den anderen als Zukunft oder Gegenwart zur Aufgabe macht. Hier in Konstantinopel verwirklichen sich alle Erinnerungen, alle Erfahrungen, die gesamte Gegenwart eines Menschen an verschiedenen Orten und in verschiedenen Personen zu gleicher Zeit, im selben Augenblick. Man muß all diese Nächte um uns herum heute nacht - so dachte ich - nicht für ein und dieselbe Nacht halten, denn das ist sie nicht: das sind Tausende, Hunderttausende von Nächten, die, anstatt hintereinander herzufliegen, wie Vögel durch die Zeit, durch Kalender und Uhren, mit einem Mal Wirklichkeit werden. Meine und deine Nacht sind nicht einmal kalendarisch dieselbe Nacht.  - (pav)
 
 

Stadt Türke

 

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