onkurrenz,
sexuelle
Gesänge mehrerer Personen bei Tisch: Regenbogenforellen sind was Gewürze
angeht die züchtet man am besten selbst Basilikum ist auf den Süden angewiesen
der das Negerproblem in jenes scharfe Dilemma treibt das Faulkner so
sehr empfindet man in Indien Basilikum als ein Erotikum daß man die Pflanze
alljährlich um Wischnu zu ehren mit einer Muschel kopuliert wäre das eine Oper
Herr Bruut über die Lynchjustiz m den Südstaaten ist die sexuelle Konkurrenz
ein Politikum auch bei de Gaulle dem Grotesk-Zwilling Thomas
Manns der für die Oper sicher begabt ist selber
eine Staatsoper oder eine Kathedrale an die man glauben muß wie Adenauer
jetzt in Reims den Sinn einer solchen Begegnung erfaßt hat im Fernsehen kann
man die historische Bedeutung Wagners ermessen wenn nach dem Verlust Algeriens
bei einem solchen Händedruck in der Pariser Staatsoper noch sexuelle Konkurrenz
im Spiel ist selbst beim späten Faulkner ganz sicher auch bei Tolstoi
wo die Provinz ja auch die Welt ersetzt die Welt ohne separate Literaturen seit
Goethe trennen ja bloß noch die Hauptstädte
während die Provinzen konzentrisch sind zum Humanen das bei uns leider durch
den nationalen Schiller als Zitatenneckermann
hat Goethe doch schrecklich viel schlimmer gewirkt als Schiller hat nur Zitate
geliefert aber Goethe bewirkte in jedem Hänselgretel die Fähigkeit selber Gemeinplätze
zu fabrizieren ist ein Abstieg der Sprache zur Opernsprache schon bei Goethe
und Schiller der Brauch sexuelle Konkurrenzen im klassischen Libretto zu tarnen
je länger je mehr lesen Sie in meinem Buch heißt das die Oper muß wieder vulgär
werden die Demokratien ohnehin ist das Schöne nichts anderes als das Vulgäre
befreit von Notwendigkeit wird das Vulgäre das letzte Spielerische im hygienisch
organisierten Zeitgenossen im overamericanised man durch die Kunst wird das
Vulgäre etwa bei Bruut dem Häßlich-Ordinären enthoben und der Angewiesenheit
und Herkunft aus der Gosse und Schmiere entledigt er das Obszöne und macht es
ohne Verlust an Vitalität zum Schönen zum Südlichen Bravo Herr Professor es
lebe das Südliche war ja schon immer im Libretto z'haus im Giovanni so gut wie
bloß nicht bei Wagner vielleicht über das Indische dann landen wir wieder beim
Arischen nein im Zenit des Sinnlichen im konkreten Verbrennen so hell wie düster
wie Basilikum mit Zotten und Ammonitenkopulation kopuliert gegen Rassenreinheit
wie Wischnu und Krisdma gegen alle Einhelligkeit ist gutes Gewürz ambivalent
nicht auf zuschließen in Solches und Solches ist ein Gewürz also ein Dilemma
ist ein gutes Gewürz das hohe Geschmacksdilemma der ganzen Negerfrage mit all
ihren sexuellen Implikationen die Faulkner solange er lebte ist er vielleicht
gestorben ist er vorletzte Woche Karl Aloys Schenzinger auch Hitlerjunge Quex
und Anilin und auch wir leben nicht ewig werden wir beglotzt von den ehemaligen
Augen der Regenbogenforelle. - Martin Walser, Das Einhorn. Frankfurt am Main
1966
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