onkurrenz    Wolff,  Leibniz' Schüler,  lehrte mit beträchtlichem Erfolg Mathematik an der Universität Halle. Der Theologieprofessor Lange, der in der Einsamkeit seines Hörsaals vor Kälte erfror, während Wolff fünfhundert Hörer hatte, rächte sich dafür, indem er Wolff als Atheisten denunzierte. Der vormalige preußische König Friedrich Wilhelm, der sich auf das Exerzieren seiner Truppen besser verstand als auf die Dispute der Gelehrten, schenkte Lange allzu bereitwillig Glauben. Er stellte Wolff vor die Wahl, entweder binnen vierundzwanzig Stunden seine Staaten zu verlassen oder gehängt zu werden. Der Philosoph löste das Problem stehenden Fußes, indem er sich nach Marburg zurückzog, wohin seine Schüler ihm folgten und wo sein Ruhm und sein Vermögen weiter zunahmen. Die Stadt Halle büßte damals über vierhunderttausend Goldtaler ein, die ihr Wolff durch den Zustrom seiner Schüler eingebracht hatte. Die Einkünfte des Königs litten darunter.  - (vol)

Konkurrenz (2)  Frau von Fontanges ist zur Herzogin erhoben worden und erhält 20 000 Taler Pension; heute hat sie im Bett das Defilé der Gratulanten empfangen. Auch der König ist ganz offiziell hingegangen. Morgen wird sie sich am Hof auf ihren Schemel setzen. Ostern gedenkt sie in einer Abtei zu verbringen, die der König ihrer Schwester geschenkt hat, also eine Art Trennung, die dem strengen Beichtvater alle Ehre macht. Es gibt Leute, die finden, all diese Verleihungen deuteten leicht in Richtung Abschied. Ich bin nicht dieser Ansicht; die Zeit wird lehren, wer recht behält.

Einstweilen steht es so: Frau von Montespan ist wütend. Sie können sich vorstellen, welche Qualen ihr Stolz erleidet. Aber noch mehr außer sich ist sie wegen der hohen Gunst, die Frau von Maintenon genießt. Seine Majestät verbringt oft nach dem Essen zwei Stunden in deren Zimmer und redet so freundschaftlich, frei und natürlich mit ihr, daß es diesen Ort als den begehrenswertesten der Welt erscheinen läßt. - (sev)

Konkurrenz (3)   Wir haben hier eine wahre Malepidemie, jeder malt, kleine Kinder, Halberwachsene, junge Mädchen (es soll das Stenographieren lernen helfen), alte Männer im Zentralpark; neulich skizzierte an der fünften Avenue ein fescher Straßenfeger ganz in weiß (es war unmenschlich heiß) . . . ein von ihm eben zusammengefegtes Stilleben. Malen soll auch helfen, wenn man stottert, oder soll Schüchternheit beseitigen helfen. Unbewußtes, was nicht raus kann, bringt es ans Tageslicht, ja, viele der hiesigen Psychoanalytiker empfehlen die Malerei und das Freihandzeichnen als Therapie gegen verdrängte sexuelle Gefühle. In den meisten Irrenanstalten hier in USA versieht man den Tagesraum, wo sich die leichteren Irren aufhalten, fleißig mit Ölfarben, Keilrahmen, Pinseln, Buntstiften und Zeichenpapieren.   -  George Grosz, Brief an Heinrich Davringhausen, 2. Oktober 1945,  nach: G.G., Briefe 1913-1959. Hg. Herbert Knust. Reinbek bei Hamburg 1979

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