onjugation Dort, wo Sexualität gleichbedeutend ist mit Konjugation - der Bildung einer schlauchförmigen Verbindung zwischen zwei Zellen, durch die Gene hindurchtransportiert werden - und nicht in der Verschmelzung zweier Zellen besteht, gibt es keine Konflikte und somit keinen Bedarf für die Existenz von Täter- und Opfergeschlechtern. Und so gibt es denn bei den Arten mit »Konjugationssexualität« wie Wimperntierchen und Pilzen jede Menge verschiedener Geschlechter. Bei den Arten, bei denen Sex mit der Verschmelzung zweier Zellen einhergeht, gibt es hingegen nahezu ausnahmslos zwei Geschlechter. In einem besonders hübschen Fall vereint ein sogenannter »hypotricher« Ziliat sogar beide Möglichkeiten in sich. Im Falle der Fusion verhält er sich, als hätte er zwei Geschlechter, irn Falle der Konjugation verfügt er über viele Geschlechter.
Im Jahre 1991, gerade in dem Moment, als er letzte Hand an diese
nette Geschichte legte, stolperte Hurst über einen Sachverhalt, der ihr zu widersprechen
schien: Ihm kam eine Schleimpilzform unter, die dreizehn Geschlechter aufwies
und bei der es dennoch zur Fusionssexualität kam. Er hakte nach und stellte
fest, daß diese dreizehn Geschlechter hierarchisch angeordnet sind. Geschlecht
Nummer dreizehn stellt grundsätzlich die Organellen, gleichgültig, mit wem es
sich paart. Geschlecht Nummer zwölf stellt nur dann die Organellen, wenn es
sich mit Geschlecht Nummer elf oder einem in der Hierarchie noch tiefer stehenden
Geschlecht paart, und so weiter. Das funktioniert genauso gut, als gäbe es nur
zwei Geschlechter, ist aber um einiges komplizierter.
- Matt Ridley,
Eros und Evolution. Die Naturgeschichte der Sexualität. München 1995 (zuerst
1993)
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