Kondomkauf     Hinter der Theke mit den Medikamenten standen zwei Verkäufer: eine Frau in einem pfirsichfarbenen Kittel, die aussah, als würde sie Kosmetika verkaufen und hätte den größten Teil davon auf sich drauf, und ein junger, hagerer Bursche mit einem Namensschild am Kittel, auf dem Kenny stand, und einem halben Dutzend Kugelschreiber in der Kitteltasche. Der junge Verkäufer fragte Skip, ob er ihm helfen könne. Skip nickte, als würde er überlegen, was er überhaupt wollte, blickte zu der Kosmetik-Verkäuferin hinüber und erklärte dem jungen Verkäufer, er wolle ein Päckchen Gummis.

»Was möchten Sie?« fragte der junge Verkäufer.

»Ich will ein paar Gummis«, sagte Skip.

 »Ach, Kondome«, sagte der junge Verkäufer. Die Kosmetik-Verkäuferin, die etwa drei Meter entfernt stand und etwasin ein Notizbuch schrieb, blickte nicht auf. »Die sind hier vorn«, sagte der junge Verkäufer und deutete auf ein Regal an der Wand hinter ihm. »Welche möchten Sie denn?«

»Das ist mir völlig egal, irgendwelche.«

»Die normalen oder die mit den Noppen?«

Skip zögerte. »Die normalen.«

»Trocken oder befeuchtet?«

»Ganz einfache.«

»Eine bestimme Farbe?«

Skip wollte den Jungen gerade fragen, ob er ihn verarschen wolle, als die Kosmetik-Verkäuferin zu ihnen trat. »Der neue Goldton ist sehr beliebt«, sagte sie. »Kenny, warum zeigst du sie ihm nicht mal?«

Der junge Verkäufer wandte sich zu ihm um, in der Hand eine Packung, auf der ein Mann und eine Frau im Sonnenuntergang händchenhaltend einen Strand entlanggingen. Skip fragte sich, ob man annehmen sollte, der Mann habe einen Pariser in der Tasche, und die beiden suchten nach einem versteckten Fleckchen, um am Strand bumsen zu können. Die beiden hätten ja verrückt sein müssen. Selbst ein Auto war besser als der Strand. Irgendein Auto mit Liegesitzen.

»Die sind okay«, sagte Skip und holte den Zehn-Dollar-Schein aus der Tasche. »Wie teuer sind die?«

»Das ist die Großpackung«, sagte der junge Verkäufer und warf einen Blick auf das Preisschild. »Drei Dutzend für sechzehn fünfundneunzig.«

Skip hatte den Zehn-Dollar-Schein in der Hand. Er steckte ihn wieder in die Tasche, zog seine scharze glänzende Sportjacke aus und legte sie auf die Theke. »Wissen Sie was?« sagte er zu dem jungen Verkäufer. »Geben Sie mir ein Dutzend von diesen Großpackungen. Legen Sie sie hier auf die Jacke.«

Der junge Verkäufer und die Kosmetik-Lady schienen krampfhaft zu lächeln. Machte er Witze, oder was?

Nein, er machte keine Witze. Skip holte den .38er hervor, der hinten in seinem Hosenbund steckte, um ihnen zu zeigen, daß er es völlig ernst meinte. »Während er die Pariser holt«, sagte er zu der Kosmetik-Lady, »leeren Sie die Kasse aus. Dann legen Sie sich beide auf den Boden.« Er wandte sich zu dem jungen Verkäufer. »He, Kenny, aber keine mit Noppen. Nur die normalen, ja?«  - Elmore Leonard, Freaky Deaky. München 1989

Präservativ Kauf

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