ommission Unter Herrn Povondras Papieren ist auch eine etwas undeutliche Zeitungsphotographie erhalten geblieben, auf der die beiden Molchdelegierten die Stufen aus dem Genfer See
zum Quai du Mont Blanc hinaufsteigen, um sich zu einer Sitzung der Kommission zu begeben. Es scheint also, daß sie offiziell im Lac Leman untergebracht wurden.
Was die Genfer Kommission zum Studium der Molchfrage betrifft, leistete
sie beträchtliche und verdienstvolle Arbeit, vor allem, weil sie sorgsam allen
brennenden politischen und wirtschaftlichen Fragen auswich. Sie tagte eine lange
Reihe von Jahren permanent und hielt über dreizehnhundert Sitzungen
ab, auf denen eifrig über eine einheitliche, internationale Terminologie für
die Molche verhandelt wurde, denn in dieser Hinsicht herrschte ein hoffnungsloses
Chaos. Neben den wissenschaftlichen Bezeichnungen Salamander, Molch, Batrachus
und ähnlichen (welche man schon als nahezu unhöflich empfand) wurden eine Menge
anderer Namen vorgeschlagen. Die Molche sollten Tritonen, Neptuniden, Tethyden,
Nereiden, Atlantier, Ozeanier, Poseidonen, Lemuren, Pelager, Litoralen, Pontiker,
Bathyden, Abyssier, Hydrionen, Gendemeren (Gens de Mer), Submarinen und so weiter
benannt werden. Die Kommission zum Studium der Molchfrage hatte die Aufgabe,
von all diesen Namen den geeignetsten auszuwählen, womit sie sich auch aufs
eifrigste und gewissenhafteste so lange befaßte, bis das Molchzeitalter zu Ende
war. Zu einem endgültigen und einstimmigen Beschluß gelangte sie allerdings
nicht. - (
mol
)
Kommission (2) Die Aufsichtskommission,
die hätte sich Studer doch ansehen müssen. Ein Pfarrer
sei dahei, dessen Gesicht eigentlich nur aus einem Mund bestünde, einem ungeheuren
Mund, so daß er aussehe wie ein roter Frosch. Kr vertrete manchmal am Sonntag
den Anstaltspfarrer, und einen Übernamen habe er auch: Pfarrer Veronal werde
er genannt, nach einem bekannten Schlafmittel, weil immer drei Viertel seiner
Zuhörer bei seinen Predigten einschliefen. Der kleine Gilgen habe sogar einmal
gemeint, man könne vielleicht den Herrn Pfarrer versuchsweise bei den Schlafkuren
gebrauchen; da man ja an allem spare, so könne man auch die teuren Medikamente
durch Predigten ersetzen .. . Die kämen billiger. .. Dann gehöre zur Kommission
ein ehemaliger Lehrer, der die Schutzaufsicht führe über entlassene Sträflinge
und entlassene Patienten und der wahrscheinlich nur deshalb so schwerhörig sei,
weil aus seinen Ohren lange Haarbüschel wüchsen .. . Auch die Frau eines Nationalrates
sei dabei, eine freundliche, gescheite Dame, die immer die andern in Verlegenheit
brächte, weil sie nach jedem Rundgang durch die Anstalt frage: wozu eigentlich
eine Aufsichtskommission gewählt worden sei? Damit die Herren ein Taggeld einstreichen
könnten? Es ginge alles wunderbar ohne die Kommission .. . Dann stelle sich
der Fürsorgebeamte extra schwerhörig und frage zwei- oder dreimal: »Wie me-inet
I-i-hr?« .. . - Friedrich
Glauser, Matto regiert. In: F. G.: Kriminalromane. Berlin 1990 (zuerst
ca. 1936)
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