Kommilitone   Im schwarzen Gehrock schritt er gemessen durch den Hörsaal, hängte Überzieher und Hut an die Wand und ging dann neben den schon ziemlich dicht besetzten Bänken auf und nieder, den Blick vor sich wie ins Leere gerichtet: eine auffallende Gestalt. Hoher, schlanker Wuchs, schütteres blondes Haar, ein feingeschnittenes Gesicht, das in einen hübschen Spitzbart auslief, große wasserhelle Augen, von denen sich Blicke lösten, die durch die Schleier verhüllter Märchenwelten dringen zu wollen schienen; unter dem linken Auge eine Schramme, die das Lid etwas einkniff und dadurch das ganze Auge leicht vergrößerte und schärfer ausschnitt, was dem bleichen, milden, von tiefstem innern Erleben beseelten Antlitz doch auch wieder einen merkwürdig dämonischen Ausdruck gab. Auf die Frage, wer der neue Kommilitone sei erhielt ich von einem Freunde die Auskunft: »ein Dichter.«   - Ferdinand Josef Schneider, nach dem Nachwort zu: Victor Hadwiger, Il Pantegan. Abraham Abt. Prosa. München  1984 (zuerst 1912/1919)
 
 

Leben, akademisches

 

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