oje   Das Bullauge stand offen und war eingehakt - die Angelegenheit war so merkwürdig, daß ich eher erstaunt als verängstigt reagierte.

Auf der Stelle schloß ich das Fenster wieder und zog die Mutter mit aller Macht an. In der Kabine war es stockfinster. Ich kam zu dem Ergebnis, daß der Verschluß bestimmt in der ersten Stunde nachdem ihn Robert in meinem Beisein verschraubt hatte, geöffnet worden war, und ich beschloß, ihn nicht mehr aus den Augen zu lassen, um zu sehen, ob er sich wieder öffnen würde. Solche Messingverschlüsse sind schwer und keinesfalls leicht zu bewegen; ich konnte nicht glauben, daß sich die Mutter durch die Vibration der Schraube gelöst hatte. Ich stand da und stierte durch das dunkle Glas auf die abwechselnd weiß und grauen Streifen der See, die unter der Schiffsflanke schäumte. So verharrte ich wohl eine Viertelstunde lang.

Auf einmal hörte ich, wie sich hinter mir etwas in einer der Kojen regte und kurz darauf, ich drehte mich eben instinktiv um, um nachzusehen — obwohl ich in der Dunkelheit natürlich nichts erkennen konnte - vernahm ich ein ganz leises Stöhnen. Ich stürzte durch die Kabine, riß den Vorhang von der oberen Koje und stieß meine Hände hinein, um zu fühlen, ob da jemand sei. Da war jemand.

Ich entsinne mich des Gefühls, als ich meine Hände ausstreckte, es war so, als tauchte ich sie in feuchte Kellerluft, und von jenseits der Vorhänge blies ein Windstoß, der entsetzlich nach faulem Seewasser stank. Ich bekam etwas zu fassen, das die Form eines Männerarmes hatte, aber es war weich und naß und eiskalt. Doch als ich daran zerrte, sprang mich das Wesen plötzlich wild an, eine klamme, schlickige Masse, so kam es mir vor, schwer und naß und dennoch mit übernatürlichen Kräften ausgestattet. Ich wirbelte durch die Kabine, und im Nu öffnete sich die Tür und das Ding drängte hinaus.  - Francis Marion Crawford, Kabine 105. In: Das unsichtbare Auge. Eine Sammlung von Phantomen und anderen unheimlichen Erscheinungen. Hg. Kalju Kirde. Frankfurt am Main 1979 (st 477, zuerst 1862)