ölnisch Wasser   Einem unternehmungslustigen Mann, der schwer unter dem allgemeinen Mangel litt, war mit einemmal ein glänzender Einfall gekommen. Er hatte erfahren, daß der Zahlmeistersteward einen großen Vorrat an Kölnisch Wasser besaß, den er heimlich an Bord gebracht hatte, um ihn auf eigene Rechnung an die Küstenbevölkerung zu verkaufen. Aber es stellte sich heraus, daß der Vorrat größer war als der Bedarf, und da er an Bord der Fregatte keinen anderen Abnehmer hatte als Leutnant Wantstropp, nahm er mehr als ein Drittel seines ursprünglichen Lagers wieder mit nach Hause. Kurz, dieser Beamte ließ sich, als er insgeheim darauf angesprochen wurde, leicht dazu überreden, ein Dutzend Flaschen abzugeben.

Diese Nachricht verbreitete sich allenthalben unter den Leuten und wurde nur vor den Offizieren und unteren Vorgesetzten geheimgehalten, und in jener Nacht klirrten in allen abgelegenen Ecken und Verstecken die langen, kranichhalsigen Kölnisch-Wasser-Flaschen sobald sie leer waren, aus den Stückpforten. Mit braunem Zucker aus den Backschaftskisten und heißem Wasser, das sie sich von den Kombüsenköchen erbaten, machten die Männer alle Sorten Punsch, Toddies und Cocktails, denen sie einen kleinen Teertropfen wie ein Stückchen braunen Toast hinzufügten, um ihnen das richtige Aroma zu geben. Natürlich geschah das alles mit der tiefsten Verschwiegenheit,und da auf ihre Orgien eine ganze Nacht folgte, so waren die Zecher weitgehend vor Entdeckung sicher, und denjenigen, die zu ausgiebig ins Glas geguckt hatten, standen zwölf lange Stunden zur Verfügung, um wieder nüchtern zu werden, ehe das Tageslicht anbrach.

Am nächsten Tag roch die ganze Fregatte vorn und achtern wie eine Damentoilette. Sogar die Teereimer dufteten, und mancher grimmige grauköpfige alte Stückmeister atmete Wohlgeruch aus seinem Munde.   - (weiss)

 

Wasser Köln, heiliges Parfüm

 

Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe

 

Verwandte Begriffe
Synonyme