obold  An einigen Orten hat fast jeder Bauer, Weib, Söhne und Töchter einen Kobold, der allerlei Hausarbeit verrichtet, in der Küche Wasser trägt, Holz haut, Bier holt, kocht, im Stall die Pferde striegelt, den Stall mistet und dergleichen. Wo er ist, nimmt das Vieh zu, und alles gedeiht und gelingt.

Noch heute sagt man sprichwörtlich von einer Magd, der die Arbeit recht rasch von der Hand geht: »Sie hat den Kobold.« Wer ihn aber erzürnt, mag sich vorsehen. - (sag)

Kobolde (2) sind Gespenster, ein Gemisch von verstorbenen Menschen und Teufeln; man muß sie von den eigentlichen Erdgeistern genau unterscheiden. Diese wohnen meistens in den Bergen und man nennt sie Wichtelmänner, Gnomen, Metallarii, kleines Volk, Zwerge. Die Sage von diesen Zwergen ist analog mit der Sage von den Riesen, und sie deutet auf die Anwesenheit zweier verschiedenen Stämme die einst mehr oder minder friedlich das Land bewohnt, aber seitdem verschollen sind.

Die Riesen sind auf immer verschwunden aus Deutschland. Die Zwerge aber trifft man mitunter noch.  - Heinrich Heine, Elementargeister (1837)

Kobold (2)

Was dieser Kobold einstens war,
Das ist nur mir geworden klar.
Der eine sagt: »Ein Aktuar,
Bekannter Schlemmer und Bocksreiter.«
Der ander, der sich denkt gescheiter,
Spricht: »Oh, der war ein Pfarrer gar,
Man sieht das ja aufs allerbeste
An seiner rabenschwarzen Weste.«
Der dritte sprach: »Ein Apotheker
War er, der mit ganz schlechter War'
Vergiftet die Arzneienschlecker.«
Ich sprach, und alle wurden heiter:
»Der Bocksbart zeiget mir fürwahr,
So wie das Maß für Tuch und Kleider,
Das völlig falsch und diebisch war,
Daß dieser Kobold gar nichts weiter
Gewesen als ein dieb'scher Schneider

 - (ker)

Kobold (3)  Draußen in der Küche war der Kobold, der kleine graugekleidete Kobold mit der roten Mütze; du kennst ihn! Der Kobold saß in der Küche und war Topfgucker, er sprach, aber niemand hörte ihm zu außer der großen schwarzen Katze, dem »Sahnendieb«, wie Madam sie nannte.

Der Kobold war sehr böse auf sie, denn sie glaubte nicht an sein Vorhandensein, das wußte er; sie hatte ihn freilich noch niemals gesehen, aber mit all ihrer Belesenheit mußte sie doch wissen, daß er vorhanden war, und ihm dann auch eine kleine Aufmerksamkeit erweisen. Es fiel ihr niemals ein, am Weihnachtsabend auch nur einen Löffel voll Grütze für ihn hinzusetzen. Das hatten alle seine Vorfahren bekommen, und zwar von Frauen, die durchaus keine Belesenheit hatten; die Grütze hatte in Butter und Sahne geschwommen. Die Katze leckte sich den Bart, als sie das hörte.

»Sie nennt mich einen Begriff!« sagte der Kobold, »das geht über alle Begriffe. Sie verleugnet mich ja! Das habe ich erlauscht, und heute habe ich wieder gelauscht; sie sitzt und zischelt mit dem Prügelmeister der Schuljungen, dem Seminaristen. Ich sage mit Vater: Paß auf deinen Topf auf! Das tut sie nicht; nun werde ich ihn überkochen lassen!«

Und der Kobold pustete ins Feuer, daß es flackerte und flammte. »Surre-rurre-rup!« Da kochte der Topf über.

»Nun gehe ich hinein und zupfe Löcher in Vaters Socken!« sagte der Kobold. »Ich werde ein großes Loch in Zeh und Hacken reißen, dann gibt es etwas zu stopfen, wenn sie nicht gerade dichten muß; Dichtermadam, stopf Vaters Socken!« Die Katze nieste dabei; sie war erkältet, obwohl sie stets im Pelz ging. »Ich habe die Speisekammertür aufgeschlossen«, sagte der Kobold, »dort steht gekochte Sahne so dick wie Mehlbrei. Willst du sie nicht schlecken, dann tue ich es!«

»Soll ich die Schuld und die Schläge haben«, sagte die Katze, »dann laß mich auch die Sahne schlecken!«

»Erst naschen, dann haschen!« sagte der Kobold. »Aber nun gehe ich in die Stube des Seminaristen, hänge seine Hosenträger an den Spiegel und stecke seine Socken in die Waschschüssel, dann glaubt er, daß der Punsch zu stark gewesen und er wirr im Kopfe sei.« - (and)

Kobold (4) Sie sind nur etwa einen Meter groß, aber sehr kräftig und flink und halten sich zwischen den Bäumen versteckt. Die Paramanua besitzen lange Fangzähne und krallenhafte Finger- und Zehennägel, aber im allgemeinen sind sie trotz ihres furchterregenden Aussehens recht harmlos und den Menschen wohlgesinnt. Allerdings werden sie sehr böse, wenn jemand von ihnen spricht oder gar von einem Erlebnis mit ihnen erzählt. Sobald sie davon erfahren, machen sie den Erzähler auf lange Zeit schwach und krank. Daher spricht man nur ganz heimlich von ihnen und im Flüsterton. Wenn sich einer der Kobolde mit einem Menschen anfreunden will, beobachtet er ihn erst eine Zeitlang, bis er ihn eines Tages allein im Busch auf Nahrungssuche sieht. Dann beginnt der Paramanua seinen Schabernack zu spielen. Erst nähert er sich dem Mann hinterrücks und wirft seinen Speer auf ihn, eilt dann aber dem Speer in Windeseile nach und greift ihn, kurz bevor er sein Ziel erreicht, denn der Kobold will den Mann nicht wirklich töten, sondern sein eigenes Geschick auf die Probe stellen und dem Mann einige Streiche spielen, bevor er sich mit ihm anfreundet. Der ahnungslose Jäger zieht weiter seines Weges, doch sobald er stehenbleibt, schleicht sich der Paramanua von hinten her ganz nah an ihn heran und kitzelt ihn in der Rippengegend. Erschreckt wendet sich der Mann, um seinen vermeintlichen Feind zu stellen, doch der flinke Kobold hat sich mit einem raschen Sprung wieder hinter seinem Rücken versteckt und kitzelt ihn aufs neue, so daß sich der verwirrte Mann wieder erschreckt dreht, aber nichts Verdächtiges entdecken kann. Dieser Ulk währt so lange, bis der Mann schließlich erschöpft und schwindelig von der häufigen Dreherei zu Boden sinkt. Mit einer heftigen Ohrfeige nimmt der Kobold dem Mann das Bewußtsein und schleppt ihn zu seiner unterirdischen Wohnstätte.  - Märchen aus Australien. Traumzeitmythen der Aborigines. Hg. Anneliese Löffler. München 1992

Kobold (5)  Der Emir wollte trinken und schickte seinen Stallknecht an den Brunnen, um Wasser zu holen. Dieser fand den Eimer außerordentlich schwer, und als er in den Brunnen hinabsah, und Ali's Gestalt erblickte, ergriff er die Flucht. Es ist ein Kobold in eurem Brunnen, schrie er seinem Herrn zu. Der Emir, der ein wenig an Kobolde und Gespenster glaubte, ließ vier Priester holen, um diesen Kobold zu exorcisiren. Die Priester begannen ihre Beschwörungen, man zog den Eimer in die Höhe, und Jedermann war sehr darüber erstaunt, eine menschliche Gestalt vor sich zu sehn. Ihr seyd ein Dieb, sagte der Emir zum Kobold. Um Vergebung, erwiederte Ali Quecksilber; ich verrichtete meine Abwaschungen im Tigris, ich falle hinein, sinke unter, und werde von der Gewalt eines Stroms fortgerissen, in der Tiefe dieses Brunnens sahe ich das Tageslicht wieder. Das ist sehr wahrscheinlich, sagte der Emir, jezt geht indeß eures Wegs.  - (101)
 

Kobold
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