neipentour  In der Wirtin war Boris schon seit mehreren Tagen besoffen. Er zerschmiß Gläser und gebrauchte obszöne Ausdrücke. Er war umgeben von Personen, die wegen der klinisch reinen Atmosphäre ihres Denkens, Fühlens, ihrer Entwicklung, ihres Bewußtseins und ihrer gepflegten Häuslichkeit von Zeit zu Zeit den Wunsch nach etwas Schmutz und Obszönität hatten. Boris schmeichelte die Funktion, die er dadurch hatte.

Später kamen auch Bettina und Rambow in die Wirtin, gingen aber gleich wieder, wobei einige Gläser zerstört wurden und verschiedene unanständige Ausdrücke fielen. Alle schienen erregt zu sein, mein Gott, was war los! Dennoch folgte Rottenkopf Bettina. Er konnte sie jedoch nicht finden. Aber, er traf Heike wieder und ging mit ihr zu Reimann. Dort saßen Klaus und seine Frau, Billinger und Creely. Rottenkopf hatte im Nu alle auf dem Tisch befindlichen Getränke zu sich genommen und er nahm auch alle ankommenden Getränke zu sich. Im übrigen sprach er nur mit Heike über Boris. Als das Lokal geschlossen wurde, ging er mit Creely und dem Mädchen in die Wirtin zurück, wo ebenfalls schon Schluß gemacht wurde. Es befanden sich nur noch einige Gestalten in dem halbdunklen Raum. Rottenkopf hatte Creely und Boris kaum miteinander bekannt gemacht und zu trinken bestellt, als eine kurze aber heftige Schlägerei stattfand. Gläser, Stühle und sogar der Tisch flogen durch die Luft und Rottenkopf wußte nicht, wo er sich hinsetzen sollte. Da stellte der Zapfer aber Tisch und Stühle schon wieder an ihren Platz zurück und brachte auch Schnäpse und Bier. Sie tranken so lange, bis Rottenkopf sämtliche Gläser Kopf stellte, auch die noch nicht geleerten. Er verließ mit Creely den Schuppen und ließ die anderen allein. In Schumans Bierstuben saßen Rambow und Bettina. Hinter der Theke ging der Zapfer, in einen weißen Pullover gekleidet auf und ab und beschimpfte die sich streitenden Gäste. Boris an einem Ende der Theke beschimpfte Rambow am anderen Ende der Theke. Creely hatte eine kurze aber heftige Auseinandersetzung mit einem Somalineger, der Rottenkopf einige politische Lieder aus seiner Heimat vorzusingen versuchte. Später verließ Rottenkopf mit Boris das Lokal, um in die S-Bahnquelle zu gehen, wo sich indessen nur noch wenige betrunkene Menschen aufhielten. Darunter Piwitt, der Rottenkopf einige Male anzureden versuchte, was ihm jedoch mißlang, da er nicht mehr reden konnte. Als Rottenkopf zu Schumans zurückkehrte, hatte sich ein großer blonder Mann gerade eine lange Nadel durch beide Backen gestoßen. Er blutete erheblich, war also mit Sicherheit kein Fakir. Der Zapfer drohte schon wieder, das Lokal zu schließen und Creely stritt sich mit einem kleinen englischsprechenden Mann, der sich mehrmals an Rottenkopf wandte mit dem Satz: «What did he say?» Auch Ronnekoff war inzwischen nicht mehr imstande, Creely zu verstehen. Creely gab verschiedenen Leuten Geld aus seinen Taschen und versuchte, für einen Scheck Bargeld zu bekommen. Einige Leute mußten das Geld an Bettina weitergeben, da diese mit der Polizei drohte. Sie verteilte das Geld nach eigenem Gutdünken an andere Leute, sofern Creely es ihrer Meinung nach an die falschen Leute gegeben hatte. Im übrigen behielt sie das Geld oder gab es an Creely zurück, der es anderweitig verschenkte. Eine neue Schlägerei bahnte sich an und Rottenkopf verließ das Lokal, um in die S-Bahnquelle zu gehen. Er sah den schlafenden Piwitt durch das Fenster und wurde hereingelassen. Später saß er jedoch wieder bei Schumans. Creely debattierte nun mit einer größeren Gruppe, der Zapfer ging hinter der Theke auf und ab und bat um Ruhe. Boris kündigte jeweils vorher an, ehe er einen Tisch umwarf oder einige Gläser zerstörte. Einmal stand Rottenkopf auf der Straße, Boris rief ihm zu, er solle noch warten. Rottenkopf sah ihn einen Moment lang in der geöffneten Tür stehen, dann wurde er vom Sog, den die offene Tür verursachte, zurück ins Lokal gezogen. Es schien Rottenkopf, als stehe auf einer leicht verschneiten Wiese eine kleine bronzene Ziege.  - (baer)