neipe    Am fünften Verhandlungstag im Saarbrücker Pascal-Prozess hat die 40-jährige Angeklagte Andrea M. ein umfassendes Geständnis abgelegt. Sie schilderte detailliert, wie der fünfjährige Pascal am 30. September 2001 in der Bierkneipe "Tosa-Klause" in Saarbrücken-Burbach nacheinander von vier Männern vergewaltigt wurde und dabei zu Tode kam. Sie machte auch Angaben zur Beseitigung der Leiche des Kindes. Sie sei selbst dabei gewesen, wie die in einen Müllsack verpackte Leiche in einer Kiesgrube in Frankreich vergraben worden sei. An der von der Angeklagten bezeichneten Stelle war aber trotz intensiver Nachsuche nichts gefunden worden.

Sie könne sich das nur so erklären, sagte Andrea M. jetzt vor Gericht, dass das tote Kind später wieder ausgegraben und an einem anderen Ort versteckt worden sei. Pascals Leiche konnte bis heute nicht gefunden werden.

Wenn man der Aussage von Andrea M. glauben kann, dann verlief das schreckliche Geschehen in der Tosa-Klause ohne viele Worte. Dieter S., mit 61 Jahren der älteste der 13 Angeklagten, habe an diesem Sonntag um zehn Uhr die Kneipe aufgemacht; sie selbst sei gegen Mittag mit der Wirtin Christa W., 51, und dem Angeklagten Günter L., 50, in die Kneipe gekommen. Zu dem Zeitpunkt, als Pascal in die Klause kam, seien außer ihr selbst mindestens zehn der 13 Angeklagten im Schankraum gewesen. Der 44-jährige Sigmund D. habe das Kind gebracht.

Die Wirtin habe dann eine Kopfbewegung in Richtung des Kämmerchens gemacht, das schon mehrmals zuvor Schauplatz von Vergewaltigungen war. "Da war mir schon klar, was los ist", sagte Andrea M. Pascal habe sich gewehrt und gestrampelt. Sie habe dann das Kind auf dem Arm in das Kämmerchen getragen. Sie habe Angst gehabt, Christa W. würde sie wieder auf die Straße setzen, wenn sie ihr nicht gehorche. Andrea M. hatte einen großen Teil ihres Lebens im Obdachlosenmilieu und auf dem Straßenstrich verbracht, ehe sie bei Christa W. Unterschlupf fand.

Als Pascal in das Nebenzimmer gebracht worden war, hätten zuerst Dieter S: und danach der 47-jährige Michael C. das Kind missbraucht. Christa W. sei währenddessen in der halb geöffneten Tür gestanden und habe Fotos gemacht. Wer der dritte Mann war, der sich an Pascal verging, könne sie nicht mehr sagen, behauptete Andrea M., der letzte jedenfalls sei der 46-jährige Martin R. gewesen. Als der sich an Pascal zu schaffen machte, habe das Kind laut geschrieen.

"Dann sagte die Frau W., ich sollte bitte versuchen, den Kleinen ruhig zu kriegen, weil man das Schreien auf der Straße hören würde." Daraufhin sei sie in das Kämmerchen. gegangen, und habe dem Kind die Schulterblätter auf die Liege gedrückt, während Martin M. es vergewaltigte. Sie habe ihm aber nicht den Kopf ins Kissen gedrückt. Dann habe sich Pascal aber nicht mehr bewegt und nicht mehr geatmet. "Dann habe ich zur Frau W. gesagt, dass der Pascal tot war."

Christa W. habe mit ihr geschimpft und gesagt, das hätte nicht passieren dürfen. Sie habe dann auf Anweisung von Dieter S. einen blauen Müllsack geholt, "und der Herr S. und ich haben dann den Pascal in die blaue Tüt' gemacht". "Und dann?", fragt der Richter. "Dann hab ich drei oder vier Cola-Kognak getrunken". "Wurde irgend etwas gesprochen?" "Nein, gesprochen würde nichts." Sie habe den Sack zunächst hinter der Theke abgestellt und später in das Auto der Wirtin Christa W., einen Renault-Kastenwagen, gebracht. S. habe die Idee gehabt, in die französische Kiesgrube zu fahren. Dort habe er mit einem Spaten, der immer im Auto lag, ein etwa knietiefes Loch gegraben, den Sack mit der Leiche hineingelegt und wieder zugeschüttet. "Dann sind wir wieder zurück in die Tosa-Klause. Es wurde gar nichts mehr darüber geschwätzt." - Hans Holzhaider, Süddeutsche Zeitung vom 5. Oktober 2004

Kneipe (2)   Traditionelle Feier im studentischen Leben, die nach bestimmten Ritualen (Kneip-Comment) und in Vollcouleur mit Bier, Gesang, Reden und Zeremonien gestaltet wird.

Die Kneipe gliedert sich zeitlich in Offizium (feierlicher hochoffizieller Teil mit Receptionen etc.), Inoffizium (lockerer und z.B. mit Zipfeltausch, Brandungen etc.) und Fidulität im Anschluß an die Kneipe.

Räumlich gliedert sich die Kneiptafel in Präsidium (mit den Chargierten, oft im Voll- oder Halbwichs) und Corona. Letztere ist ggfs. in Burschensalon und Fuxenstall mit Contrarium unterteilt.

 Während der Reden und Zeremonien herrscht Silentium (Ruhe), dazwischen Kolloquium (Gespräch). Außerdem werden studentische Lieder gesungen. - www.cousin.de

Kneipe (3)  Er riecht: Gerüche in Gerüchen, Bier in Korn in Patra in Schnee in Unterhose in Samen in Teer in Rauch, schmeckt er Bier in Rauch, hört er Wörter in Wörtern, deutsche Wörter in der französischen Bitte um Fric in der deutschen Bitte um ein Bier in der deutschen Bitte um eine Miese, um einen Zwoling, hört er deutsche Geschichten in deutschen Geschichten, die Geschichte von der Bierflasche, die eine Schulter auftrennt in der Geschichte: Ich bin ein kleiner Vagabund! vor der Sitte - alles in Elvis und in Cliffy, Igors Rülpser in Elvis und das Geräusch des tropfenden Biers in den Wänden voller Knubbeln.

Die Wände sehen aus, wie am Meeresstrand die Quadern des Maurischen Forts unterhalb des großen Abflußrohrs bei Ebbe. An den Wänden V's und Busen in Portraits, Portraits in Namen, Kilroy was here, Bilder in Bildern. - (fich)

Kneipe (4)

- Aus: Hans Hillmann. Fliegenpapier. Nach Dashiell Hammetts Kriminalgeschichte Flypaper. Frankfurt am Main 1990.

Wirtshaus

 

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