loß    Sie besann sie sich darauf, den Leichnam für die Bestattung herzurichten, denn kein Diener wagte sich in seine Nähe, und sie begann, die schreckliche Wunde zu schließen, an der er gestorben war.

Während sie, unterbrochen nur von ihren Seufzern, diese Arbeit tat, fühlte sie einen immer größeren Kloß in ihrem Hals, der plötzlich heraussprang und mitten in die Wunde des Toten fiel. Als sie genauer hinsah, erblickte sie ein menschliches Herz, das gleichsam zu schlagen begann und einen warmen. rauchartigen Dampf verströmte. Aufgeregt und eilig verschloß sie das Fleisch darüber und hielt die Ränder der Wunde mit all ihrer Kraft zusammen. Sehr bald jedoch wurde sie müde, und als der Dampf aus dem Spalt aufstieg, zerriß sie ein Stück Seide und verband damit die Wunde. Die Blutzirkulation brachte sie in Gang, indem sie den Körper massierte, und schließlich bedeckte sie ihn mit Kleidern.

In der Nacht nahm sie die Hüllen wieder ab und stellte fest, daß Atem aus der Nase drang, und am nächsten Morgen war ihr Gatte wieder lebendig, auch wenn seine Sinne verwirrt waren, als erwache er aus einem Traum und als fühle er einen Schmerz in seiner Brust.   - P'u Sung-Ling, Gast Tiger. Stuttgart 1983. Die Bibliothek von Babel Bd. 21, Hg. Jorge Luis Borges

Kloß (2)  Seine grausame und zähe Natur zeigte sich bei Tiberius schon im Knabenalter. Sein Lehrer in der Rhetorik, Theodorus von Gadara, war der erste, der sie scharfsinnig durchschaute und mit einem sehr treffenden Bild bezeichnete. Denn wenn er ihn zu schelten hatte, nannte er ihn auf griechisch   „einen mit Blut gekneteten Lehmkloß". Aber bedeutend schärfer kamen diese Charakterzüge nach seiner Thronbesteigung zum Vorschein, selbst schon in den ersten Jahren seiner Regierung, als er noch die Gunst der Menschen durch vorgespiegelte Mäßigung zu erwerben bestrebt war. Ein  Possenreißer hatte z. B. beim Vorüberziehen eines Leichenbegängnisses dem Toten mit lauter Stimme den Auftrag zugerufen, er möge Augustus melden, die Legate, die er dem Volke hinterlassen hätte, würden noch immer nicht ausgezahlt. Tiberius ließ ihn vor sich schleppen, den ihm zukommenden Anteil ausbezahlen und ihn dann zur Hinrichtung abführen, damit er nun selbst seinem Vater die Wahrheit melden könne.   - (sue)

Kloß (3)  Eines Tages, als die sämtlichen Theologen zu Untersuchung der Glaubensartikel in die Sorbonne beschieden waren, macht' er einen bourbonischen Kloß aus lauter Knoblauch, Galbanum, Assa Fötida, Bibergeil, ganz warmem Menschenkot, und rührt' ihn mit Eiter aus Schankerbeulen an: damit salbt' und schmiert' er am frühen Morgen alles Gitterwerk in der Sorbonne ein, daß kein Teufel hart bleiben mögen. Und kotzten all die strengen Herren ganz öffentlich vor aller Welt, als ob sie das Kalb zur Wett anbänden; und starben ihrer auf zehn bis zwölf an der Pestilenz, vierzehn wurden räudig, achtzehn schäbig, und mehr denn siebenundzwanzig kriegten das fränkische Übel davon.   - (rab)

 

Klumpen Hals

 

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