litoris Geben
Sie mir Ihr Wort, daß Sie nicht wieder beleidigt sein werden? Also gut, aber
kommen Sie mir hinterher nicht mit Klagen. Ich werde Ihnen also
sagen, daß einige Stämme glauben, daß die Hyänen Hermaphroditen
sind und im Verlauf ihres Lebens ihr Geschlecht
ändern und sich in der Rolle des Männchens und
des Weibchens abwechseln können. Reine Phantasie, natürlich.
Warum glauben die Eingeborenen das, werden Sie sich fragen. Sehr einfach, Señorita:
was die Eingeborenen zu ihrer irrigen Schlußfolgerung führt, ist die Größe der
Klitoris der weiblichen Hyänen, die stets erheblich entwickelt ist. Sie sind
wie kleine Penisse, stets bereit, sich erfolgreich
jedem Liebesabenteuer zu stellen. Sie bleiben stumm, Señorita? Vergessen Sie
nicht, daß Sie mir versprochen haben, nicht beleidigt zu sein ... Ich sage Ihnen
noch einmal, suchen Sie meine Worte nicht erotisch
zu interpretieren. Wenn ich Ihnen von der enormen Klitoris dieser Raubtiere
erzählt habe, geschah das nicht, weil ich irgendeinem frustrierten Verlangen
nach Hermaphrodismus Ausdruck verleihen wollte. Dessen können Sie völlig sicher
sein. Dies lag auch nicht in meiner Absicht, als ich Ihnen von den zweigeschlechtlichen
Blumen erzählte. Das einzige, was ich Ihnen deutlich machen wollte, war unsere
absolute, totale Abhängigkeit von den Frauen. Ihr Frauen seid, wie ihr seid,
und wir Männer sind, wie wir sind, jedem das Seine. Ist das klar, Senorita?
Gewiß hätte ich bei meinen Ausführungen über die Hyäne das Thema der Klitoris
gänzlich ausklammern und zum Beispiel die Eigenschaften ihrer Kiefer kommentieren
können, die bei ihnen ebenfalls stark entwickelt sind und mit denen sie sogar
die Knochen eines Nilpferdes zermalmen können, aber ich glaube nicht, daß die
Kiefer eines Tieres, das sich schließlich und endlich von Aas
ernährt, das Thema eines Gesprächs zwischen zwei anständigen Menschen abgeben
können.
- Javier Tomeo, Der
Löwenjäger. Berlin 1988
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