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wat
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Klingel (2)
Klingel-Einrichtung für Scheintote
Klingel (3) Jählings fühlt er großes Verlangen,
seinen Onkel zu sehen, und er windet sich eilends durch krumme und steile Gäßchen,
die miteinander zu eifern scheinen, ihn von dem alten Stammsitz zu entfernen.
Nach langer Wanderschaft (es ist aber, wie wenn seine Schuhe an den Boden gepicht
wären) sieht er das Portal und hört von ungefähr einen Hund bellen - falls es
ein Hund ist. In dem Augenblick, da er die vier ausgetretenen Stufen emporsteigt
und die Hand nach dem Klopfer ausstreckt, der gleichfalls eine Hand ist, welche
eine Bronzekugel preßt, bewegen sich die Finger des Klopfers, erst der kleine
Finger und nach und nach alle anderen, die unablässig den Bronzeball springen
lassen. Die Kugel fällt, als wäre sie aus Federn, prallt lautlos auf der Schwelle
auf und springt ihm bis an die Brust, aber jetzt ist es eine feiste schwarze
Spinne. Er schüttelt sie mit einer verzweifelten Handbewegung ab, und im gleichen
Augenblick öffnet sich die Pforte: vor ihm steht der Onkel, ausdruckslos lächelnd,
wie wenn er lang vorher schon lächelnd hinter der geschlossenen Türe gewartet
hätte. - (
cron
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Klingel (4) Mein Vater wies nach, daß
die elektrische Klingel, soweit sie auf dem Prinzip des sogenannten Neeffschen
Hammers beruhte, eine gewöhnliche Mystifikation sei. Nicht der Mensch sei
hier in das Laboratorium der Natur eingedrungen, sondern die Natur habe
den Menschen in ihre Machinationen hineingezogen, indem sie vermittels
seiner Experimente ihre eigenen Ziele verfolge, die in unbekannte Richtungen
zielten. Mein Vater berührte während des Mittagessens mit dem Daumennagel
den Stiel des in die Suppe getauchten Löffels — und darauf begann die Lampe
wie eine Neeffsche Klingel zu flackern. Die ganze Apparatur war ein entbehrlicher
Vorwand, der nicht zur Sache gehörte, denn Neeffs Klingel war der Mittelpunkt
bestimmter Impulse von Substanzen, die ihren Weg vermittels des menschlichen
Scharfsinns suchten. Die Natur wollte und wirkte, der Mensch war der oszillierende
Strahl, das Schiffchen am Webstuhl, das nach ihrem Willen bald dahin, bald
dorthin schoß. Er selber war nur ein Lagerhalter, ein Teilchen des Neeffschen
Hammers selbst. - Bruno Schulz, Der Komet. In: B. S., Die Zimtläden
und alle anderen Erzählungen. München 1966
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