leinwerden »Um
Gottes willen, nur kein Pauker! Nur kein Verpaukern!« Der eckige, steife Pauker
machte mich tot. Doch er las weiter, ganz Pauker, und assimilierte meine ungestümen
Texte, ganz typischer Pauker, den Bogen dicht vor die Augen haltend, und hinter
dem Fenster stand ein Haus, zwölf Fenster breit und zwölf Fenster hoch! Traum?
Wirklichkeit? Wozu war er gekommen? Wozu saß er da, wozu saß ich da? Durch welches
Wunder wurde alles, was vordem war, Traume, Erinnerungen, Tanten, Qualen, Geister,
das begonnene Werk — zusammengefaßt in banales Pauker-Sitzen? Die Welt war zum
Pauker zusammengeschrumpft. Das wurde unerträglich.
Er saß da mit Sinn (denn er las), und ich saß da ohne Sinn. Ich machte einen
krampfhaften Versuch aufzustehen, doch gerade in diesem Moment blickte er mich
unter seinem Kneifer hindurch nachsichtig an, und plötzlich - wurde ich klein,
der Fuß wurde zum Füßchen, die Hand
zum Händchen, die Person zum Persönchen, das Wesen
zum Weslein, das Werk zum Werklein, der Körper zum
Körperchen — er aber nahm an Große zu und saß, mich anblickend
und mein Manuskript lesend, in alle Ewigkeit amen —
saß da.
Ist euch das Gefühl bekannt, in jemandem klein zu werden? Ach, in einer Tante
klein zu werden, das ist etwas sehr wunderlich Unanständiges; doch in einem
großen, banalen Pauker klein zu werden, ist der Gipfel unanständiger Kleinheit.
Und ich merkte, daß der Pauker sich wie eine Kuh an meiner Grünheit weidete.
- (
fer
)