lavierstimmen
Er hatte mir ein neues Klavier gekauft und gab sich eben damit ab, mir
es, wie gewöhnlich, zu stimmen. Auf einmal ließ unser Rotkehlchen, das auf einem
Stengelchen über ihm saß, einen Teil seiner Verdauung auf seine Hand herabfallen.
Darüber wütend, schlug er mit dem Stimmhammer nach dem Vogel, welcher etwas
gestreift wurde und an den Boden fiel. Zum Unglück war die Katze in der Stube,
diese fuhr zu, packte den Vogel und flüchtete mit ihm unter das Bette. Ergrimmt
sprang der Vater auf, ergriff einen Stock, störte damit die Katze unter dem
Bette hervor und versetzte ihr einen solchen Schlag auf den Kopf, daß sie tot
zur Erde fiel. - Nach dieser Exekution setzte er sich wieder an das Klavier,
um es zu stimmen, aber bald fiel ihm die Brille von der Nase, bald sprang eine
Saite, worüber er so außer sich geriet, daß er mit den Fäusten darein schlug
und das ganze Klavier unbrauchbar machte. - Johann
Christoph Sachse, Der Deutsche Gil Blas. Hg. Jochen Golz. Nördlingen
1987 (greno 10|20, zuerst 1822)
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