Kitzel, angenehmer  „Was kitzelt mir am angenehmsten den Schwanz? Eine Feder, ein welkes Blatt, ein Droschkenkutscher oder 'ne Engelmacherin?" fragte sich der Vicomte Wichsherr von Schlappschwanz.

Und um zu erfahren, wie es damit stand, riß der Vicomte seinem Papagei eine prachtvolle grüne Feder aus, worauf der Vogel natürlich im ganzen Salon herumflatterte und kreischte:

„Schwuler Bock! Elender schwuler Bock! Ich werde dir mit dem Schnabel keinen mehr zupfen." Doch der Vicomte kümmerte sich einen Dreck um das Protestgezeter seines Papageis. Mit einem kräftigen Ruck ließ er den Knopf von seinem Hosentürchen springen, fing an, die schöne grüne Feder über seinen riesigen, roten Pimmel wandern zu lassen, und dachte daran, wie sehr dies „Papa geil" machte. Seine Latte, die aufragte wie eine Pappel, war auch im Spiegel zu sehen und bildete eine lange Stammreihe von Bäumen, die ein Winterwind hin- und herschwanken ließ. „Was für ein Wetter!" sagte der Spiegel über dem Kamin, und der Schwanz des Vicomte nickte wie besessen mit dem Kopfende: „Ein Sauwetter, es wird gleich regnen!" Tatsächlich zeichnete sich schon wenig später ein Miniatur-Regenbogen auf dem genannten Schwanz ab, den die Feder mit ständig wachsender Inbrunst rieb, während Wichsherrs Geseufze derart die Wandbehänge bauschte, daß man hätte meinen können, irgendein Voyeur verberge sich dahinter. Plötzlich zerriß lautes Geschrei die Luft, und die vier Türen, die in den Salon führten, sprangen alle gleichzeitig auf. Vier Frauenzimmer, deren ganze Kleidung aus einem gefiederten Godmiche bestand, kamen ins Zimmer gerannt, während hinter dem Wandbehang die schönsten Beine der Welt auftauchten und ein Stöhnen laut wurde, das ganz allein imstande war, Glimmer in eine Autofahrerbrille zu verwandeln.

„Monsieur le Vicomte haben gerufen?" fragten die vier Frauen wie aus einem Mund. „Ja, meine Kinder, mir kommt es gleich." Und das Gebrüll des Vicomtes tönte lauter und durchdringender denn je, so daß der Spiegel der Länge nach in der Mitte zersprang und das Bild einer großen Möse hervortreten ließ, aus der sich eine so wohlriechende Samenkaskade ergoß, daß jeder tausend Pimmel oder Brüste in sich schwellen fühlte.    - Benjamin Péret, nach: Geteilte Nächte. Erotiken des Surrealismus. Hg. Heribert Becker. Hamburg und Zürich 1990

 

Kitzel

 

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