Als im Jahre 1012 in der Kirche des h. Märtyrers Magnus in Sachsen ein Priester Rupertus in der Christnacht die erste Messe begonnen, hat ein gewisser Laie Otbertus mit 15 Männern und 3 Weibern auf dem anliegenden Kirchhof einen Tanz angefangen, und weltliche Lieder mit seiner Bande gesungen, wodurch der Messe lesende Priester so gestört würde, daß er aus aller Fassung kam. Er ließ also durch den Küster den Tanzenden Stillschweigen und Ruhe gebieten; da aber viele immer fort tanzten und sangen, wurde er so aufgebracht, adß er auf dem Altar ausrief: Gott gebe, daß ihr ein ganzes Jahr so tanzen müßt!

Diesem Wunsche oder Fluche folgte die Wirkung bald nach; denn sie tanzten ein ganzes Jahr, Tag und Nacht, ohne alles Aufhören, sie aßen, trancken und schliefen nicht, kein Regen fiel auf sie, weder Kälte noch Wärme empfanden sie, und wurden auch nicht müde. Frage sie jemand, so gaben sie keine Antwort; ihre Kleider und Schuhe blieben ganz, ohne abgenutzt zu werden. Sie traten dei Erde so ein, daß sie bis an die Kniee, ja endlich bis an die Hüften darin standen.

Als der Sohn des Priesters seine Schwester, die sich unter den Tanzenden befand, beim Arm ergriff und sie mit Gewalt den Tanzenden entziehen wollte, riß er ihr den Arm vom Leibe, sie aber, als wäre ihr nichts widerfahren, zeigte keinen Schmerz gab keinen Laut von sich, es kam auch kein Tropfen Bluts heraus, vielmehr setzte sie den Tanz mit den andern rastlos fort.

Nachdem sie nun ein ganzes Jahr dies so getrieben, kam endlich der h. Heribert, Erzbischof zu Cöln, auf den Kirchhof, sprach die Tanzenden von dem Fluche los und führte sie in die Kirche. Die Frauenspersonen starben bald, ebenso einige der Männer, die nach ihrem Tode Wunder verrichteten, weil sie lange gebüßt hatten.

Die übrigen aber, welche länger lebten, behielten zeitlebens ein Zittern an ihren Gliedern. - (flö)