Kirche, tanzende  Der das Kind festhaltende Mann berührte Raouls Arm und wies hinunter. Raouls Blick folgte dem deutenden Finger, und er sah die Mormonenkirche herumtanzen, als sei sie betrunken. Sie war von der Grundmauer losgerissen worden, und Wind und Wellen trugen sie gegen die Lagune. Wieder rollte eine Wasserwand heran, erfaßte die tanzende Kirche, kippte sie über und warf sie gegen ein halbes Dutzend Kokosbäume. Die Menschentrauben in den Kronen stürzten wie reife Kokosnüsse zur Erde. Die abfließende Welle ließ sie hilflos zurück; während sich die einen, mehr oder weniger verletzt, krümmten und wanden, lagen andere bewegungslos. Als Raoul auf sie hinuntersah, erinnerten sie ihn an Ameisen. Aber er war nicht entsetzt. Er war jenseits der Fähigkeit, sich zu entsetzen. Er stellte es als etwas Selbstverständliches fest, daß die nachfolgende See das menschliche Strandgut mit sich fortnahm. Eine dritte, den bisherigen Seegang an Größe noch übertreffende Welle schleuderte die Kirche in die Lagune, wo sie halbversunken in der Finsternis der Seeseite abtrieb, was Raoul an die Arche Noah denken ließ.   - Jack London, Das Haus Mapuhis. In: J. L., Die konzentrischen Tode. Stuttgart 1983  (Die Bibliothek von Babel, Bd. 14, Hg. Jorge Luis Borges)
 

Kirche Tanzen

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