inderscheiße
Es lebten in der Urzeit ein Uralter und eine Uralte. Die Uralte gebar
einen Sohn. Das Knäblein hatte Stuhlgang, und der Stuhl
kam auf den Schoß seiner Mutter zu liegen. Die Uralte wußte sich nicht zu helfen
und konnte es nicht wegwischen. Da merkte es der Uralte und sprach: Warte, bis
ich im Walde Blätter und Rinden von Bäumen holen und dir geben werde, die sich
abschälen; damit kannst du es dann abwischen. Ich will das Kunststück machen,
daß die Menschen sich häuten (d. h. verjüngen). Die
Uralte wartete auf seine Rückkehr; aber er blieb ihr zu lange aus. Der Kot auf
ihrem Schoß verbreitete einen unausstehlichen Gestank. Da nahm sie Blätter,
die in Reichweite waren. Damit wischte sie es ab und schaffte es weg. (Nach
Ansicht der Mbowamb sitzt in den Exkrementen Lebenskraft bzw. Seelenstoff.)
Inzwischen hatte der Uralte im Walde die Sachen gesammelt, die der immer wiederkehrenden
Verjüngung der Menschen dienen sollten. Als er endlich damit ankam, sprach die
Uralte zu ihm: Du liebe Güte! Weil du so lange nicht zurückkamst und ich es
vor Ekel nicht mehr aushalten konnte, habe ich alles schon fortgewischt. Da wurde
der Uralte von Rache-Zorn erfüllt und sprach: Während ich mich um die Verjüngung
der Menschen mühe, hast du das Kunststück des Sterbenmüssens der Menschen vollbracht.
Mit diesen Worten warf er alle Sachen, die der Verjüngung des Menschen dienen,
fort. Und deshalb herrscht nun der Tod unter den Menschen. - Hans-Jürg Braun, Das Jenseits. Die Vorstellungen der Menschheit über
das Leben nach dem Tod. Frankfurt am Main 2000 (it 2516, zuerst 1996)
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