- Aus: Fellinis Faces, nach: Tintenfass 11. Zürich 1984
Kindermund (2) Eines Nachmittags,
als Krishna im Hof spielte, rief man seine Ziehmutter, weil er Lehm esse.
Sie ging mit einer Rute hinaus, aber er hatte schon seine Lippen abgewischt
und gab vor, von der ganzen Sache nichts zu wissen. Sie öffnete den schmutzigen
Mund, um sich zu überzeugen, aber als sie hineinschaute, gewahrte sie das ganze
Universum, die »Drei Welten«. Sie dachte: »Wie töricht
ich bin, mir einzubilden, daß mein Sohn der Herr der Drei Welten sein könne.«
Da ward ihr alles wieder verschleiert, und auch die Erinnerung an jenen Augenblick
verlor sich sofort aus ihrem Geist. - Joseph Campbell, Der Heros in tausend Gestalten.
Frankfurt am Main 1978 (st 424, zuerst 1949)
Kindermund (3)
Kindermund (4) Auf einer der ersten Seiten seines Textbüchleins las der kleine Byron folgende Worte, die er niemals vergaß: „God made Satan — And Satan made sin ..."
George war von seiner Kinderfrau Mary Gray in heilsamer Angst vor dem Satan und seinem Feuer erzogen worden. Jetzt lehrte ihn jedoch das Lesebuch, daß Satan von Gott erschaffen war und daß seinerseits dieser Sohn Gottes die Sünde zum Sohn hatte. "Wieso hatte Gott Satan mit der Fähigkeit erschaffen, zu irren, zu sündigen und Böses zu tun? Gott war der Vater Satans, Satan war der Vater der Sünde; also, dachte folgerichtig Lord Byron: Gott ist der Großvater der Sünde. Entweder durfte er Satan nicht auf die Welt setzen, oder er hätte ihn aus einer reineren Substanz erschaffen und ihn unfähig machen müssen, sich und anderen zu schaden. —
Kindliche Gedanken natürlich! — Aber hat etwa Christus nicht gesagt, daß
den Kindern gegeben ist zu verstehen, was dem Verständigen dunkel bleibt? - Giovanni Papini, Der Teufel.
Anmerkung für eine zukünftige Teufelslehre. Stuttgart 1955
Kindermund (5)
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