indermädchen Alois öffnete ihre Bluse mehr und nahm ihre beiden Brüste heraus. Sie hingen
tief herab, und ich sah, daß sie Warzen hatte, die so weit wegstanden, wie ein
kleiner Finger. Alois nahm abwechselnd die eine, dann die andere Brust in die
Hände, nahm die Warzen in den Mund und sog mit aller Kraft daran, daß es schmatzte,
und jedesmal zuckte Klementine mit derjenigen Schulter, die der eben geküßten
Brust entsprach. Es war ein Zucken, das ihr wie ein
epileptischer Krampf oder wie ein elektrischer Schlag durch die eine Körperhälfte
ging. Sie hatte den Kopf auf die Diwanlehne zurückgelehnt, hielt die Augen geschlossen
und Alois arbeitete wie abgerichtet. - Josefine Mutzenbacher.
Die Lebensgeschichte einer
wienerischen Dirne, von ihr selbst erzählt. München
1969 (zuerst
1906)
Kindermädchen (2) Als Nanny
kam man nicht soviel mit Leuten zusammen wie als Polizistin, und das war seit
jenem Silvesterabend, an dem britische Soldaten ihren Vater bewußtlos geschlagen
hatten, weil er ihnen mit einem Besen schweinische Gesten gemacht hatte, stets
ihr Traumberuf gewesen. Nanny Jackie hatte diese Bilanz ihrer Eindrücke wie
immer schon nach dem ersten Arbeitsmonat fertig. Und fett als erster Posten
auf der Minusseite stand, daß sie den Dichter haßte
und das Gefühl hatte, mit ihm verheiratet zu sein. -
Irene Dische, Nannie Jackies Passion. In: I. D., Fromme Lügen. Frankfurt am Main 1989
Kindermädchen (3)
Kindermädchen (4) Wir gehen vorbei
an Ammen und Bonnen, die Säuglinge in quietschenden Kinderwagen spazierenfahren.
Sie tragen die Kleider ihrer Herrinnen auf, blinzeln auffordernden Auges auf
schiefen Absätzen. Zwei Goldzähne im Munde, ein fremdes Kind im Wagen, Plunder
am Leibe und im Kopf Greta Garbo. Wir gehen vorbei an Direktoren, an Beamten
mit Aktentaschen unterm Arm, die zu ihrer alltäglichen Beschäftigung eilen,
und alles ist aus Pappmaché, büromäßig und slawisch, mit Manschetten, mit Kragenknöpfen,
als wären es die Schmuckstücklein ihres eigenen Ich, ihre eigenen Uhrketten,
Männer ihrer Frauen und Brotgeber der Bonnen. - (
fer
)
Kindermädchen (5) »Das ist ein ganz
seltsames Gefühl, kann ich euch sagen, nicht allein zu liegen und mit seinem
Kindermädchen in einem Bett zu sein, in der Dunkelheit. Da ich nicht einschlafen
konnte, vergnügte ich mich damit, während sie schlief, meine Hand auf ihre Arme,
auf ihren Hals und ihre Schultern zu legen. Ihre Arme und ihr Hals sind viel
dicker als bei allen anderen Frauen, und ihre Haut ist so weich, so weich, man
möchte glauben, es wäre Briefpapier oder Seidenpapier. Ich fand so viel Vergnügen
daran, daß ich noch länger fortgemacht hätte, aber ich hatte Angst, zuerst Angst,
sie aufzuwecken, und dann auch Angst, ja, ich weiß nicht, vor was. Dann steckte
ich meinen Kopf in ihre Haare, die ihr in den Rücken hingen, dicht wie eine
Mähne, und sie rochen so gut, ich versichere euch, wie die Blumen in diesem
Garten, jetzt in dieser Stunde. Versucht, wenn ihr könnt, es ebenso zu machen
wie ich, ihr werdet dann schon sehen!« - Charles Baudelaire, Der Spleen von Paris. Zürich 1977 (Übs. Walther
Küchler)
Kindermädchen (6) Mr. Fields betrachtete sie. Das Kindermädchen hatte ihn vom ersten Augenblick an fasziniert. Der einzige Laut im Zimmer kam von ihren Metallfüßen, die über den Holzfußboden scharrten, ein eigenwillig rhythmisches Geräusch. Nanny hielt dicht vor ihm an. Die beiden Fotozellenaugen, die sich an flexiblen Stielen wie an Fühlern befanden, waren fest auf ihn gerichtet. Die Stiele verzogen sich erwartungsvoll, zitterten leicht und ein wenig nachdenklich; dann zog Nanny sie ein.
Nanny, das Kindermädchen, war nahezu kugelförmig gebaut, eine große Metallkugel mit abgeflachtem Boden. Ihr Äußeres war mattgriin emailliert und mit der Zeit etwas rissig geworden, hier und da waren Stellen abgestoßen. Abgesehen von den Stielaugen war nicht viel an ihr dran. Ihre Füße waren nicht zu sehen. Zu beiden Seiten konnte man nur die Fugen der Türen erkennen, aus denen bei Bedarf die magnetischen Greifer herauskamen. Die Vorderseite lief zu einer spitzen Nase zu und war extra verstärkt. Die zusätzlichen Metallplatten, die hier sowie an ihrer Hinterseite angeschweißt waren, gaben ihr fast das Aussehen einer Kriegsmaschine. Eines Panzers etwa. Oder das eines runden Schiffs, das nun an Land gekommen war. Oder das eines Insekts. Einer Kellerassel.
»Los, komm!« rief Bobby.
Plötzlich kam Leben in Nanny, sie faßte Tritt und fuhr in einer leichten Drehung herum. Eine ihrer Seitentüren öffnete sich. Eine lange Metallstange schoß heraus. Verspielt faßte sie Bobby mit ihrem Greifer beim Arm und zog ihn zu sich her. Sie hob ihn auf ihren Rücken, und Bobby saß breitbeinig auf. Wild hüpfte er auf und ab und gab ihr die Sporen.
»Einmal um den Block. Wer erster ist!« rief Jean.
»Lauf los!« schrie Bobby. Nanny lief mit ihm los und aus dem Zimmer. Ein
riesiger brummender Metallkäfer, voll klickender Relais, Fotozellen und Röhren.
- Philip K. Dick, Nanny. In: P.K.D., Kolonie. Sämtliche
Erzählungen Band 2. Zürich 1999
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