Kindererziehung  Da Kinder zum Glück genauso sind wie die Hunde, kommen wir auch mit ihnen gut aus, denn sie erwidern unseren Gruß, freuen sich, daß wir uns freuen, sie zu sehen, und obwohl ihre Besitzer ihnen bei weitem nicht die Freiheit lassen, die sie ihren Hunden gewähren, gelingt es ihnen oft, zu entkommen und ein paar Meter in den Wald vorzudringen, bevor eine Mutter oder ein Großvater einen Aufschrei der Bestürzung und des Tadels von sich gibt und losstürzt, um sie mit einem liebevollen Lächeln, hinter dem fast immer zweiunddreißig Zähne blitzen, wieder zurückzuholen. Aber sie schaffen es auch fast immer, genau wie die Hunde ihr Scheibchen Freiheit zu nutzen. Heute nachmittag zum Beispiel sah ich aus der Ferne, wie ein empfindsames Elternpaar seinem vierjährigen Jungen die notwendigen Instruktionen gab, damit er nicht auf der den Blicken zu sehr ausgesetzten Wiese, sondern zwischen den Bäumen Pipi machen ging. Der Junge sah mich im Schatten einer Eiche sitzen, und seine erste Reaktion war Verstörung, gefolgt von einer Pause, während deren er mich mit diesem tiefen Ernst im Gesicht, der bei ihnen jedes Werturteil begleitet, zu mustern schien, und dann ließ er, ohne den Blick von mir zu wenden, seine Hose herunter, packte entschlossen sein Pimmelchen und gab sich den Wonnen eines jeden Manneken-Pis hin, als erlöse ihn meine Gesellschaft von den ganzen schamhaften Empfehlungen und als pinkelte er seinem Vater auf die Schuhe, was er, wie ich hoffe, in ein paar Jahren tatsächlich tun wird.  - Julio Cortázar, Carol Dunlop: Die Autonauten auf der Kosmobahn. Frankfurt am Main 2014 (BS 2481, zuerst 1983)
 
 

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